Jung, politisch, kreativ: Amélie im Porträt

Ich bin Amélie Biedermann und ich wohne in Schaan. Letztes Jahr habe ich das Gymnasium in Vaduz abgeschlossen und befinde mich jetzt in einem Zwischenjahr. Schon mit 14 Jahren trat ich der Jungen Liste bei und bin dort mittlerweile im Vorstand aktiv. Neben meiner politischen Arbeit bin ich auch Mitglied im Impro Ensemble der Kreativ Akademie.

Warum ein Zwischenjahr? Ganz einfach, ich brauchte Abstand von der Schule. Ich war mir nicht sicher, was ich wirklich will, und wollte herausfinden, ob die Schauspielerei mein Weg ist. Es war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte. Ich tauche nun tief in die Welt des Theaters ein, um zu sehen, ob es wirklich das ist, was ich für den Rest meines Lebens machen möchte.

«Wenn ich jeden Tag auf der Bühne stehen könnte, wäre ich glücklich.»

Amélie Biedermann über ihre Leidenschaft für die Schauspielerei

Politik hat mich schon früh interessiert. Mein Vater war politisch aktiv, und so wurden Diskussionen am Familientisch zur Normalität. Über Freunde kam ich zur Jungen Liste, und es gefiel mir sofort. Meine Ansichten wurden ernst genommen und ich konnte auf Augenhöhe kommunizieren. Heute bin ich im Vorstand und kümmere mich vor allem um unsere Social-Media-Kanäle und die Gleichberechtigungsthemen.

Das Improtheater ist meine grosse Leidenschaft. Es ist befreiend und spontan. Man kann verrückte Sachen machen, die im Alltag nicht möglich sind, und das Zusammenspiel im Ensemble ist einfach toll. Wir proben jede Woche und improvisieren alles auf der Bühne, von den Figuren bis hin zu den Liedern. Es ist eine Herausforderung, aber es macht unheimlich viel Spass.

Meine Träume? Natürlich die Schauspielerei. Wenn ich jeden Tag auf der Bühne stehen könnte, wäre ich glücklich. Aber ich habe auch andere Interessen, wie die Diplomatie. Momentan bewerbe ich mich an Schauspielschulen und hoffe, dass ich meinen Traum verwirklichen kann.

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Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von 25 unter 25. Heute ist die Amélie Biedermann bei mir auf Besuch. Die Amélie ist 19 Jahre alt und wohnt in Schaan. Sie hat letztes Jahr das Gymnasium in Vaduz abgeschlossen und befindet sich momentan in ihrem Zwischenjahr. Mit 14 ist sie in die Junge Liste eingetreten und ist dort mittlerweile sogar im Vorstand aktiv. Nebenan ist sie auch Mitglied vom Impro Ensemble von der Kreativ Akademie. Hallo Amélie, riesig freut mich, dass du heute da bist.

Hallo, danke vielmals für die Einladung.

Wir täten gerne mit unserem Auflockerungsspiel anfangen. Du darfst jetzt gerade drei Kärtchen ziehen. Die erste Frage, die ich da habe, ist: Welche Kritik trifft dich am meisten?

Ich glaube, im Theater und in der Politik allgemein, bei allem, was ich mache, muss man bereit sein, Kritik entgegenzunehmen, weil es ja auch darum geht, sich zu verbessern. Man kann nicht alles perfekt machen, gerade beim ersten Mal, und darum würde ich sagen, kann ich recht gut mit Kritik allgemein umgehen. Ich glaube, schwierig wird es für mich, sobald es etwas sehr Persönliches ist, etwas, das mich ausmacht, vielleicht sogar etwas, das ich nicht verändern kann, sei es meine Art allgemein oder einfach etwas ganz Individuelles. Mit dem kann ich glaube ich schlechter umgehen als mit Sachen, die ich wirklich anwenden und ändern kann, weil das habe ich ja gerne. Man sollte es mir immer sagen, wenn ich etwas besser machen kann, aber persönliche Sachen, da trifft es mich dann schon hart.

Die zweite Frage, die ich habe, ist: Wen rufst du an, wenn es Neuigkeiten gibt?

Hm, ich glaube, es kommt darauf an, was, aber meistens meine Schwester zuerst. Wir haben ein ganz enges Verhältnis und ich möchte ihr immer alles erzählen, auch wenn es etwas Neues gibt. Natürlich meiner Mama oder meinem Papa, meinen Elternteilen, und ich glaube, meiner besten Freundin oder meinen Kollegen erzähle ich es auch gerne, wenn es etwas gibt, das man feiern kann. Dann kommen wir gerade zusammen.

Und die letzte Frage, die ich habe, ist: Was bewunderst du an anderen?

Ich bewundere es sehr, wenn jemand mutig ist, wenn jemand einfach ohne Angst seinen Träumen folgt und gerade macht, was ihm gut tut, und wenn er seine Talente ausleben und seine Träume leben kann. Ich bewundere immer sehr, wenn man den Mut und die Kraft hat, es voll durchzuziehen, egal was es bedeutet, wenn man Sachen zurücklassen muss oder umzieht, vielleicht sogar ins Ausland geht. Ja, das finde ich immer sehr stark und schön, wenn die Leute Emotionen zeigen können, also wenn man merkt, dass wirklich etwas dahinter ist und sie sich trauen, es zu sagen und uns mitzuteilen. Das finde ich immer sehr schön.

Danke vielmals für die kurze Runde. Ich möchte jetzt gerade mit meinen Fragen weitermachen, und zwar die erste Frage: Du bist ja jetzt momentan in deinem Zwischenjahr. Du hast ja letzten Sommer das Gymnasium abgeschlossen. Was hat dich dazu bewogen, ein Zwischenjahr zu machen?

Also als allererstes habe ich einfach ein bisschen Abstand gebraucht von der Schule und von allem. Man ist ja dann schon brutal lange in der Schule und in diesem ganzen System, das dir vorgibt, was du machen musst, und dann habe ich das Tag für Tag gemacht und alles erledigt. Dann war ich mir doch nicht sicher, was ich wirklich machen will, weil es klar der einfachere Weg gewesen wäre, einfach zu sagen, ich gehe jetzt studieren, dann habe ich fünf Jahre Studium und kann irgendwann mal schauen, was ich wirklich will. Aber dann habe ich mir überlegt, dass ich wirklich mit Schauspielen etwas machen will und dann ist das Zwischenjahr gekommen, dass ich mich vorbereiten kann, dass ich nochmal wirklich in die Schauspielerei eintauchen kann, um zu schauen, ob ich das wirklich schaffe, ob das wirklich etwas für mich ist. Dann habe ich mir dieses Jahr einfach Zeit genommen, um dort einzutauchen.

Mit 14 hast du angefangen, dich politisch zu engagieren und bist der Jungen Liste beigetreten. Was hat dich motiviert, so früh politisch aktiv zu werden?

Ich glaube, es hat sehr viel mit meiner Familie allgemein zu tun. Mein Vater ist auch politisch tätig und so habe ich am Familientisch und bei Familienfesten immer über Politik gesprochen, bevor wir über irgendetwas anderes geredet haben. So bin ich eigentlich schon recht früh politisiert worden. Dann bin ich über Kollegen zur Jungen Liste gekommen und es hat mir direkt megagut gefallen, weil dort meine Ansichten und Bedürfnisse ernst genommen wurden. Man hat auf Augenhöhe kommunizieren können, was ich vorher noch nie in einem politischen Rahmen erlebt habe.

Mittlerweile bist du jetzt sogar schon im Vorstand der Jungen Liste. Was für Aufgaben und Verantwortungen hast du dort?

Wir sind zu siebt im Vorstand, sieben tolle Vorstandsmitglieder, und wir schauen, dass wir die Bedürfnisse unserer Mitglieder umsetzen können, dass wir sie unterstützen bei allem, was sie erreichen wollen. Wir haben verschiedene kleine Ressorts. Ich bin vor allem im Arbeitsressort und in der Medienkommunikation. Das heisst, ich kümmere mich um unseren Social-Media-Kanal und schaue, wenn es Medienanfragen gibt. Am Ende arbeiten wir alle zusammen an den grossen Projekten. Ich bin immer voll dabei, wenn es um Gleichberechtigung geht, besonders um die Rechte von Frauen und alles, was in Richtung Feminismus geht. Das war auch der Grund, warum ich beigetreten bin. Unsere Mitglieder bringen immer tolle Themen mit, an denen wir dann arbeiten können. Wir organisieren auch viele Events für neue Mitglieder und solche, die schon lange dabei sind. Es ist einfach toll.

Was ist so der Zeitaufwand? Wie oft trefft ihr euch im Monat?

Bis vor einem halben Jahr haben wir uns jede Woche getroffen, jeweils für eine Stunde oder zwei, um zu schauen, was ansteht. Jetzt haben wir aber auf alle zwei Wochen umgestellt, dafür aber längere Treffen, wo wir mehr arbeiten können. Wenn wir uns live treffen, sind es gerne mal drei bis vier Stunden. Online-Treffen dauern vielleicht eine bis eineinhalb Stunden. Ausserhalb der Treffen hat man natürlich auch noch Aufgaben, aber wir schauen immer, dass es neben dem Studium oder der Arbeit machbar ist. Man kann auch immer untereinander absprechen, wer gerade Zeit hat und etwas übernehmen kann.

Was sind die Hauptziele von dir persönlich oder was sind Sachen, die dir in Liechtenstein fehlen und die du politisch ändern möchtest?

Etwas, das mir wirklich fehlt und was ich brutal finde, dass wir es noch nicht haben, ist der legale Schwangerschaftsabbruch. Ich finde es peinlich, dass wir das noch nicht geregelt haben. Es ist sehr schade, dass Liechtenstein bei solchen Sachen, besonders was Frauenrechte angeht, immer hinterherhinkt. Wir waren eines der letzten Länder, die das Frauenstimmrecht eingeführt haben, und ich finde es traurig, dass wir nie Vorreiter sind, sondern immer die Letzten.

Zum Thema Improtheater: Magst du uns auch mal ein bisschen mehr über das Impro Ensemble an der Kreativ Akademie erzählen? Wie sind die Proben ab?

Uns gibt es jetzt seit zwei, drei Jahren offiziell. Wir sind mittlerweile acht Improspieler und bei uns ist alles improvisiert auf der Bühne, jede Figur, jeder Satz, jedes Lied. Wir proben jede Woche und es gibt immer wieder offene Proben für neue Mitglieder. Am Anfang wärmen wir uns immer auf, unser Körper muss aufgewärmt werden. Danach haben wir meistens ein paar Spiele, um reinzukommen, und dann proben wir. Wir schauen, was wir für ein Stück machen könnten, natürlich keine festen Figuren, aber mehr den Aufbau. Wie funktioniert das mit der Technik, worauf muss man achten? Es ist sehr zum Machen.

Was gefällt dir so an der Improvisation?

Ich habe ja sehr früh mit dem herkömmlichen Theater angefangen, und es gefällt mir nach wie vor sehr gut, aber das Improtheater ist etwas ganz anderes. Es ist sehr viel befreiender, offener und spontaner. Man kann richtig Freude am Spiel haben und ganz verrückte Sachen machen, die man im Alltag nicht macht. Die Zusammenarbeit im Ensemble ist toll. Man merkt, dass man coole Sachen kreieren kann und es ist so schön, das mit anderen und dem Publikum zu teilen. Beim Improtheater hat man eine ganz andere Beziehung zum Publikum. Besonders bei Kindervorstellungen ist es schön, wenn die Kinder mitmachen und man gemeinsam etwas erlebt.

Wann hast du deine Leidenschaft für Theater und Improtheater entdeckt?

Ich bin schon ganz früh ins Theater gegangen, so mit vier ungefähr. Am Anfang war es mehr ein Muss, jedes Mal, wenn wir zu einer Aufführung gegangen sind, habe ich es nicht so gerne gehabt, weil es mir Angst gemacht hat. Aber irgendwann, so mit zehn, habe ich angefangen, wirklich Spass daran zu finden und die Angst loszulassen. Beim Improtheater hat es direkt von Tag eins an gepasst. Eine Kollegin hat mich dorthin gebracht und es hat mir sofort gefallen. Wir sind beim Schnuppertraining gewesen und es war toll. Wir haben jetzt unsere eigene Bühne und es ist wunderschön.

Gibt es eine besondere Erinnerung oder einen Moment auf der Bühne, der dir im Gedächtnis geblieben ist?

Klar, mein letztes Theaterstück im Jungen Theater ist mir immer noch im Kopf. Das war mein Heimtheater und die letzte Aufführung war sehr emotional. Wir haben Macbeth gespielt und ich durfte als König Macbeth sterben. Das war sehr beeindruckend. Im Improtheater erinnere ich mich an einen Musical-Workshop, wo wir Lieder improvisiert haben. Es war so cool, zu merken, dass man einfach Lieder improvisieren kann. Es war ein schönes Gefühl, Musik und Theater zu kombinieren.

Du bist in vielen Bereichen aktiv und engagierst dich. Wie bringst du das alles unter einen Hut? Wie sieht eine Woche bei dir aus?

Manchmal frage ich mich das auch, wie ich das alles schaffe. Es ist auf jeden Fall viel und manchmal auch hart. Ich bin viel mit dem E-Bike unterwegs und habe oft mehrere Jobs an einem Tag. Mein bester Freund ist mein Google-Kalender, ohne den würde ich das nicht alles schaffen.

Was machst du sonst noch in deiner Freizeit, wenn du nicht politisch aktiv bist oder auf der Bühne stehst?

Ich spiele Blockflöte in einem Quartett oder jetzt nur noch im Trio. Ich mache gerne Sport, wenn ich Zeit habe, und natürlich verbringe ich viel Zeit mit meinen Freunden. Wenn ich Zeit habe, gehe ich immer zu ihnen, auch wenn es nur kurz ist. Aber viel Freizeit bleibt momentan nicht.

Was ist dein Traum? Möchtest du mal in den Landtag und dort aktiv sein oder soll es eher Richtung Schauspielerei/Theater gehen?

Wenn ich jetzt gerade in den Landtag schaue, dann mag ich nicht, muss ich ehrlich sein. Mein grösster Traum ist die Schauspielerei. Wenn ich jeden Tag Theater spielen könnte, dann wäre ich glücklich. Ich kann mir aber auch vieles andere vorstellen, zum Beispiel Diplomatie studieren. Aber Nummer 1 ist und bleibt das Theater.

Was machst du, um diesem Traum nachzugehen?

Ich bewerbe mich an Schauspielschulen, gehe nächste Woche nach Wien und probiere dort mein Glück. Ich engagiere mich für verschiedene Theater und versuche, Erfahrungen zu sammeln. Es geht viel um die Leute, die man kennt. Aber ich habe einfach Freude am Theaterspielen und probiere, immer dabei zu bleiben.

Wenn sich jetzt jemand auch für die Junge Liste interessiert, wie läuft das ab?

Wir freuen uns immer über neue Mitglieder. Man kann uns auf Instagram schreiben oder einfach mal vorbeischauen. Wir posten auf Social Media, wann und wo wir uns treffen. Es gibt Formulare, die man ausfüllen kann, um offiziell Mitglied zu werden. Sonst freuen wir uns immer, wenn jemand einfach mal vorbeischneit.

Danke vielmals, dass du heute da gewesen bist. Es hat mir mega Freude gemacht, mit dir zu reden und die Junge Liste besser kennenzulernen.

Danke vielmals. Es war super, hier zu sein. Danke für die Einladung, es hat mir mega Spass gemacht.

Mega gerne. Ich möchte mich auch bei allen Zuhörern recht herzlich fürs Zuhören bedanken und freue mich schon auf den nächsten Podcast. Tschüss und bis zum nächsten Mal.

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