Amy und die Stimmen einer Generation

Ich bin Amy Kalberer, 22 Jahre alt und gerade auf dem Sprung in ein neues Kapitel meines Lebens. Es ist Anfang September, und in wenigen Wochen beginnt mein Modestudium an der Schweizerischen Textilfachschule in Zürich. Während ich mich darauf vorbereite, habe ich einen Sommer voller Reflektionen hinter mir – ein Sommer, in dem ich mich von meinem Praktikum beim Aha verabschiedet und mein eigenes Podcast-Projekt ins Leben gerufen habe. 

Der Podcast «25 unter 25» war ein Herzensprojekt. Es ging darum, jungen Menschen aus Liechtenstein eine Stimme zu geben. In meinen Gesprächen mit 25 inspirierenden Personen lernte ich nicht nur viel über andere, sondern auch über mich selbst. Besonders beeindruckt hat mich die Erkenntnis, dass wir alle – egal wie alt wir sind – oft mit den gleichen Unsicherheiten kämpfen. Manchmal weiss man einfach nicht, welchen Weg man einschlagen soll, und das ist okay. Ich habe gelernt, dass es in Ordnung ist, wenn man mit 25 Jahren noch nicht alles im Griff hat. 

Natürlich gab es Herausforderungen. Das Timing war manchmal ein Albtraum – 25 verschiedene Leute unter einen Hut zu bringen, ist nicht einfach! Aber das Endergebnis hat mich stolz gemacht. Vor allem das Vertrauen, das mir die Teilnehmer entgegengebracht haben, hat mich berührt. Sie sprachen offen über schwierige Themen wie Magersucht und Identitätsfragen, was mir gezeigt hat, wie stark und reflektiert meine Generation ist. 

«Wir machen uns immer viel zu viel Stress und denken, dass wir jetzt die richtige Entscheidung treffen müssen, aber eigentlich sind wir alle mal wieder an einem Punkt, wo wir nicht genau wissen, was wir tun wollen.» – Amy Kalberer, über den Druck, den junge Menschen oft spüren. 

Jetzt, wo das Projekt lanciert ist und die ersten Folgen online sind, fühle ich mich bereit, den nächsten Schritt in meinem Leben zu machen. Zürich und die Modewelt warten auf mich. Ob ich eines Tages wieder einen Podcast mache? Wer weiss. Aber im Moment freue ich mich einfach darauf, meine kreativen Träume weiterzuverfolgen und zu sehen, wohin sie mich führen. 


Interview lesen

Willkommen zu einer weiteren Ausgabe des Aha Backstage Podcasts, heute mit einer Person, auf die ich mich extrem gefreut habe. Amy Kalberer war ein Jahr lang Praktikantin bei uns und hat ihr Praktikum jetzt im Juni abgeschlossen. Wir wollen über ihr grosses Projekt sprechen. Amy, herzlich willkommen! 

Hoi. 

Ich freue mich sehr, dass du da bist. Wie geht es dir? Was läuft bei dir im Moment so? Wahrscheinlich sehr viel, oder? 

Ja, ich gehe Anfang September nach Zürich, darum ist momentan alles in Planung: Bewerbungsgespräche, Wohnungssuche, alles drum und dran. Es ist sehr viel los, aber ich habe auch noch Ferien, was schön ist. So ist momentan ein bisschen von allem etwas dabei. 

Was wirst du in Zürich studieren? Darf man das wissen? 

Ich gehe an die STF, das ist die Schweizerische Textilfachschule, und dort werde ich im Teilzeitstudium zwei Jahre lang Modedesign studieren. 

Super! Ich würde sagen, wir kommen gleich zum Thema, das du in deinem Podcast gemacht hast. Jetzt darfst du mal selbst die Seiten wechseln. Du hast immer ein Spiel gehabt, in dem deine Podcast-Gäste zufällige, persönliche Fragen ziehen und beantworten mussten. Vielleicht magst du das gleich mal machen? Frage Nummer 1: Wäre dein 12-jähriges Ich stolz auf deine heutige Berufswahl? 

Ja, definitiv. Ich habe als kleines Kind schon gesagt, dass ich mal Modedesignerin in Paris sein werde, und das ist jetzt genau das, was ich mache. Also definitiv ja. 

Frage 2: Wie sieht dein Traumleben als Rentnerin aus? 

Diese Frage haben wir mittlerweile auch schon oft in der Freundesgruppe diskutiert, und ich glaube, mein Traumleben als Rentnerin wäre auf jeden Fall, gesund zu sein und mir keine Sorgen über Geld machen zu müssen, dass alles Wichtige gedeckt ist. Der Traum wäre natürlich, irgendwo am Wasser zu leben. Es gibt ein Haus am Walensee, das ich wunderschön finde – es wäre definitiv so etwas oder vielleicht sogar ein Haus am Strand. Einfach irgendwo, wo ich nicht viel nachdenken muss, sondern das Leben ein bisschen geniessen kann. 

Was denkst du, was würdest du den ganzen Tag machen? Nur dem Wasser zuschauen, wie es plätschert, wird wahrscheinlich irgendwann auch langweilig. Was für Aktivitäten würdest du machen? Bist du eher die Wanderin, oder was wäre es? 

Ja, vielleicht. Ich weiss nicht, im Sport habe ich bis jetzt noch nicht so ganz meine Leidenschaft gefunden. Ich glaube, ich würde eher kreativ sein oder, wenn ich irgendwann Kinder habe und diese dann selbst Kinder haben, Zeit mit meinen Enkelkindern verbringen. Aber ich weiss jetzt noch nicht, wie das alles aussieht. Momentan ist das jedenfalls noch nicht in der Planung. 

Es ist ja auch gut, wenn man nicht alles weiss, was kommen wird. Hast du ein Jahr, an das du dich besonders gerne erinnerst? 

Das haben wir auch schon besprochen, und auf diese Frage habe ich immer noch keine definitive Antwort gefunden. Es gibt kein spezifisches Jahr, an das ich mich besonders gerne erinnere, aber die letzten zwei Jahre waren einfach grossartig. Ich habe ein einschneidendes Erlebnis gehabt und dadurch erkannt, wie nah mir meine Freunde stehen und wie stark Freundschaft sein kann. Und allgemein habe ich festgestellt, was für tolle Menschen um mich herum sind und wie schön es ist, die ganzen Erlebnisse gemeinsam zu teilen. Also würde ich sagen, die letzten zwei Jahre waren die besten Jahre. 

Dann würde ich sagen, legen wir los. Wir reden über dein grosses Projekt, das du im Rahmen deines Praktikums bei uns gemacht hast, nämlich das Projekt „25 unter 25“. Es wurde mittlerweile offiziell lanciert. Um was geht es dabei? 

Es geht darum, dass das Aha im Dezember sein 25-jähriges Jubiläum feiert. Wir haben im Team überlegt, was wir dazu machen könnten, und haben dann entschieden, die Zahl 25 in den Vordergrund zu stellen. Es sollte ein Podcast werden, und dann kam ich auf die Idee, einen Podcast mit 25 jungen Menschen aus Liechtenstein unter 25 Jahren zu machen. Und das ist es jetzt auch geworden. 

25 Leute in Liechtenstein zu finden, die eine Geschichte zu erzählen haben – war das schwierig? 

Es war nicht so schwierig, wie man vielleicht denkt, weil man sich in Liechtenstein ja sehr gut kennt. Ich habe relativ schnell viele Leute zusammengehabt. Bei den letzten 3-4 Personen wurde es dann etwas schwieriger, weil ich überlegt habe, was noch fehlt und was wir noch brauchen. Aber ganz am Anfang hatte ich viele Ideen, welche Leute ich einladen könnte. 

Was waren denn die Kriterien für die Leute, die du eingeladen hast? Was mussten sie mitbringen? 

Wichtig war, dass sie einen starken Bezug zu Liechtenstein haben, also entweder hier aufgewachsen sind oder mittlerweile hier leben, weil wir Liechtenstein in den Vordergrund stellen wollten. Natürlich sollten sie unter 25 Jahre alt sein oder gerade 25, und sie sollten eine Geschichte haben, über die man 20-25 Minuten sprechen kann. Die Themen waren dabei ganz unterschiedlich, da war ich offen. Es ging einfach darum, die Geschichten der jungen Leute aus Liechtenstein zu präsentieren. 

Welche Leute sind schlussendlich bei dem Projekt dabei, und über welche Themen wird gesprochen? 

Ich habe ganz unterschiedliche Leute dabei. Ich habe darauf geachtet, dass es ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Männern und Frauen gibt und dass die Teilnehmer aus verschiedenen Gemeinden kommen. Die Themen sind ebenfalls sehr vielfältig. Der erste Podcast, der veröffentlicht wurde, war über Magersucht, ein sehr spannendes Thema. Wir haben aber auch über Transgender gesprochen, verschiedene Sportler dabei gehabt, Studierende im Ausland, Arbeiten in Zürich – also wirklich ganz unterschiedliche Themen. 


Wie war das Feedback der Leute? Du hattest ja von Anfang an eine lange Liste von Personen, die du gerne dabei gehabt hättest, aber für die Leute selbst ist es ja doch eine sehr persönliche und private Angelegenheit, im Podcast zu erzählen. War es für sie eher eine Überwindung, Ja zu sagen? Wie waren die Rückmeldungen? 

Das Feedback war mehrheitlich positiv. Ich habe eine Website erstellt und eine Nachricht vorbereitet, in der ich das Projekt erklärt habe und ein Foto von mir beigelegt habe, falls mich die Personen nicht kannten. Viele haben direkt gesagt, dass sie es cool finden und Lust haben mitzumachen. Es gab auch ein paar, die etwas zögerlich waren und gefragt haben, wer das alles hören wird und so. Aber ich konnte sie beruhigen und ihnen sagen, dass es nicht schlimm ist – wir sitzen ja nur zu zweit da, und in den meisten Fällen kannte ich die Leute auch persönlich. Am Ende hat es eigentlich gut geklappt. 

Was waren die grössten Herausforderungen bei diesem Projekt? War es die Terminfindung? 

Ja, das habe ich definitiv unterschätzt. Man sollte es ja eigentlich wissen, weil man es von sich selbst kennt: Wir haben alle einen vollen Terminkalender, arbeiten viel oder gehen zur Schule. Es war wirklich eine Herausforderung, mit 25 Leuten Termine zu finden – vor allem, weil es ja zwei Termine sein mussten, da ich immer ein Vorgespräch gemacht habe. Das zu koordinieren, war wirklich schwierig. 

Was waren die Highlights bei diesem Projekt? 

Dass sich die Leute so geöffnet haben und wir wirklich auf Themen eingehen konnten. Sie haben offen und ehrlich gesprochen und kein Blatt vor den Mund genommen. Es war mir auch wichtig, dass wir keine Wörter zurückhalten oder sagen, das sollten wir vielleicht nicht ansprechen. Ich wollte einfach so mit den Leuten reden, wie uns der Schnabel gewachsen ist, und das war super. 

Wie zufrieden bist du mit dem Ergebnis? 

Ich bin sehr zufrieden. Es hat mir mega viel Spass gemacht. Zum Zeitpunkt dieser Aufnahme sind bereits drei Folgen draussen, und ich habe von mehreren Leuten Feedback bekommen, dass sie alle drei Folgen angehört haben und es mega cool finden. Es ist einfach schön zu hören, dass es gut ankommt. 

Was hast du bei diesem Projekt am meisten gelernt? 

Vor allem das Projektmanagement. Ich war alleine verantwortlich, natürlich hatte ich Ansprechpersonen, die ich um Rat fragen konnte, aber im Wesentlichen habe ich das Projekt selbst koordiniert und umgesetzt. Ich musste Verantwortung übernehmen, mir selbst Deadlines setzen und diese einhalten. Das war eine Selbstüberwindung, weil ich eigentlich jemand bin, der Dinge gerne mal aufschiebt. Ich musste lernen, zuverlässig und verantwortungsbewusst das Projekt durchzuführen. 

Wie ist es für dich, jetzt beide Seiten zu kennen? Du warst sowohl die Interviewerin als auch der Gast. Es sind schon zwei ganz verschiedene Dinge, oder? 

Auf jeden Fall. Bevor ich mein Praktikum angefangen habe, war ich schon einmal als Gast im Podcast, und ich merke jetzt, wie wir miteinander reden – es fällt mir schon viel leichter. Dadurch, dass ich die Leute durch ihre Gespräche geführt habe, fällt es mir jetzt auch leichter, selbst vor dem Mikrofon zu sprechen. 

Nachdem du die 25 Podcasts mit diesen jungen Frauen und Männern aufgenommen hast, welchen Eindruck hast du von den jungen Leuten in Liechtenstein bekommen? 

Was mir am meisten aufgefallen ist, ist, dass wir eigentlich alle ungefähr die gleichen Sorgen und Probleme haben. Man hat diese bereits mit 15 oder 16, wenn man nicht weiss, ob man eine Lehre machen oder doch weiter zur Schule gehen will. Man hat oft das Gefühl, man muss jetzt schon wissen, was man mit seinem Leben anfangen will. Und ich habe gemerkt, dass es auch jetzt, wo ich in einem ähnlichen Punkt in meinem Leben bin, immer noch so ist. Es war einfach beruhigend zu hören, dass auch 25-Jährige noch manchmal im Leben stehen und nicht wissen, was sie tun wollen. Wir machen uns immer viel zu viel Stress und denken, dass wir jetzt die richtige Entscheidung treffen müssen, aber eigentlich sind wir alle mal wieder an einem Punkt, wo wir nicht genau wissen, was wir tun wollen. Das von allen zu hören, war für mich beruhigend, dass man nicht immer so schnell eine Entscheidung treffen muss und dass man nicht unbedingt mit 25 das ganze Leben im Griff haben muss. Das stimmt nämlich überhaupt nicht. 

Was mir aufgefallen ist, weil du gerade gesagt hast, dass alle den gleichen Stress haben, um Entscheidungen zu treffen, ist, dass es doch viele gegeben hat, die so in ihren Erzählungen gezeigt haben, dass sie manchmal an den Punkt gekommen sind, wo sie eine Pause einlegen mussten. Sie mussten einfach mal einen Gang zurückschalten, weil sie gemerkt haben, dass sie das Tempo und den Level nicht halten können. Hast du das auch bemerkt? 

Ja, ich glaube, das ist ein Problem, das wir in unserer Generation generell haben – gerade mit der Digitalisierung. Früher hat man mal drei Wochen auf einen Brief gewartet, heute sind wir so darauf trainiert, auf alles sofort zu antworten, weil die Möglichkeit dazu besteht. Mit all den Möglichkeiten, die wir haben, entsteht ein grosser Druck, herauszufinden, was man machen will. Darum kann ich gut nachvollziehen, dass man sich oft zu viel auflädt, weil man heute eben auch sehr viel aufladen kann. Wir müssen als Generation einen Weg finden, uns davon nicht so mitreissen zu lassen. 

Was aber auch aufgefallen ist: Es gibt so viele junge Menschen, die unglaublich viel Energie und Power haben und ihre Ziele so zielstrebig verfolgen – gerade bei den Sportlern. Da fragt man sich manchmal, wie man nur so ehrgeizig sein kann. Es zeigt sich, wie stark, kreativ und ambitioniert die junge Generation in Liechtenstein ist. 

Ja, auf jeden Fall. Ich war wirklich beeindruckt, als ich mit diesen Leuten gesprochen habe. Zum Beispiel gibt es eine Podcast-Folge, in der eine junge Frau schon in sehr jungen Jahren eine Entscheidung treffen musste, die ihren Lebensweg bestimmt hat. Das fand ich beeindruckend. Es gab mehrere solcher Momente in den Podcasts, wo ich gedacht habe: Wow, das ist wirklich verrückt, dass du das in deinem Alter schon gemacht hast. Es ist schön, dass wir voneinander lernen können. 

Das Projekt ist jetzt lanciert, und nach und nach werden immer mehr Podcast-Folgen veröffentlicht, bis zum Dezember, wenn unser 25-jähriges Jubiläum ist und alle 25 Folgen online sind. Dann laden wir natürlich alle herzlich ein, sich die Folgen anzuhören – sei es auf Spotify, Apple Music oder eben auf unserer Webseite Backstage.li. Du hast uns ja schon erzählt, wie es bei dir beruflich und schulisch weitergeht. Aber gibt es vielleicht eine Podcast-Karriere, die du nebenbei verfolgen möchtest, jetzt wo du so viel Erfahrung gesammelt hast? Ich finde, du hast das wirklich super gemacht. 

Danke vielmals! Momentan ist nichts in Planung. Ich möchte mich jetzt erstmal mehr auf die Mode konzentrieren. Ich habe zwei Nähmaschinen, die ich schon lange nicht mehr benutzt habe, und möchte jetzt einfach wieder ein bisschen mehr Zeit dafür finden. 

Aber wer weiss, sag niemals nie. Vielleicht hören wir ja in Zukunft doch noch etwas von dir in Form von Podcasts. Danke vielmals, dass du dich diesem Projekt angenommen hast. Es war ein Riesenprojekt, von der Planung bis zur Umsetzung. Wie viele Stunden hast du investiert? 

Ich glaube, es waren um die 300 Stunden insgesamt. 

Danke vielmals, dass du diese Arbeit auf dich genommen hast und uns ein so schönes Jubiläumsprojekt geschaffen hast. Wir wünschen dir für deine Zukunft alles Gute und freuen uns, wenn wir in der Modewelt noch von dir hören oder lesen können. 

Danke vielmals, dass ihr mir die Verantwortung gegeben habt, dieses Projekt durchzuführen. Ich bin gespannt, was noch auf mich zukommt. Vielleicht kommt ja wirklich mal noch etwas – danke vielmals, alles Gute auch für euch! 

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