Als ich das erste Mal in einem Buchladen stand, wusste ich sofort, dass ich hier hingehöre. Mein Name ist Julia van Steijn und ich bin 25 Jahre alt. Meine Leidenschaft für Bücher führte mich zu meinem Beruf als Buchhändlerin beim Omni in Schaan. Bücher sind für mich nicht nur ein Job, sie sind ein Lebensstil. Wenn ich über meine Lieblingsromane spreche oder den Buchladen dekoriere, leuchten meine Augen.
Die Reise nach Kanada
Mit 19 Jahren entschloss ich mich, alleine für 13 Monate nach Kanada zu gehen. Diese Entscheidung war nicht leicht, aber sie hat mein Leben verändert. Die Business-Schule in Vancouver hat mir gezeigt, wie stark und unabhängig ich sein kann. Ich lernte dort so viel über Business-Kommunikation, Marketing und Management, aber vor allem über mich selbst. Es war eine Zeit des Wachstums und der Selbsterkenntnis.
Improvisationstheater und Kreativität
Neben meiner Arbeit im Buchladen und meinem Engagement im Lit-Club habe ich eine weitere grosse Leidenschaft: das Improvisationstheater. Auf der Bühne zu stehen und spontan Geschichten zu erfinden, macht mir unglaublich viel Spass. Diese Fähigkeit hilft mir auch im Alltag, schlagfertig zu sein und kreative Lösungen zu finden. Es gibt nichts Schöneres, als mit meiner Impro-Gruppe zu lachen und neue Ideen zu entwickeln.





Ein Leben voller Bücher und Geschichten
Meine Liebe zu Büchern prägt nicht nur meinen Beruf, sondern auch mein gesamtes Leben. Ich lese viel und gebe gern Buchtipps weiter. Im Lit-Club setze ich mich dafür ein, queere Literatur zu fördern und einen Raum für Austausch zu schaffen. Es ist schön zu sehen, wie Bücher Menschen zusammenbringen und Diskussionen anregen können.
Eine inspirierende Reise
Ich hoffe, meine Geschichte inspiriert andere junge Menschen, ihren Träumen zu folgen. Mit Mut und Entschlossenheit kann man so viel erreichen. Ich lebe nach dem Motto: Wenn sich eine Gelegenheit bietet, sage Ja! Diese Offenheit hat mich zu der Person gemacht, die ich heute bin – eine Buchhändlerin mit einer Leidenschaft für Improvisationstheater und einem Herz voller Geschichten.
Das ganze Interview nachlesen
Hoi miteinander, herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von «25 und 25». Heute ist die Julia van Steijn bei uns zu Gast. Die Julia ist 25 Jahre alt und arbeitet als Buchhändlerin beim Omni in Schaan. Als sie 19 Jahre alt war, ist sie alleine für 13 Monate nach Kanada gegangen. Wir reden heute über ihren Beruf und über ihr Hobby, das Improvisationstheater. Es freut mich, dass du heute da bist, Julia.
Danke vielmals für die Einladung. Ich freue mich auch, dass ich heute da sein darf.
Wir beginnen dann gerade mit unserem Auflockerungsspiel. Du darfst jetzt gerne 3 Karten ziehen und sie mir übergeben.
Da haben wir das 1, 2 und 3. Danke vielmals. Die erste Frage ist, wenn du nur noch 3 Apps nutzen dürftest, welche wären es?
Uff, schwierig. Whatsapp zählt, denke ich, ja. Also Whatsapp bräuchte ich höchstwahrscheinlich ziemlich sicher. Jetzt die Frage Tiktok oder Instagram. Ich glaube eher Instagram, weil du hast halt die Option, ohne dass es nur Videos sind, wie du es auf Tiktok hast. Und dann als drittes wahrscheinlich Webtoon. Es ist so eine App, wo du Comics lesen kannst.
Okay, davon habe ich noch nie etwas gehört.
Ja, also es ist megacool. Es hat so viele verschiedene Comics. Unter anderem «Lore Olympus». Wegen dem bin ich überhaupt darauf gekommen. Es gibt es auch als Buchform und es gibt so viele lässige Sachen. Manchmal ist das Problem, dass es folgenweise herauskommt und dann hast du alles schon gelesen und musst warten, bis es weitergeht. Aber es hat extrem viel. Vom Manga-Style bis zum typischen klassischen Comic hat es da alles. Liebesgeschichten, Horror, Fantasy, ziemlich alles. Ich brauche es zum Teil noch gerne, wenn ich zu viel auf Instagram am Scrollen bin und nicht davon wegkomme. Dann wechsle ich auf Webtoon, weil es immer noch der gleiche Scroll-Mechanismus ist und du immer noch am Handy bist, aber irgendetwas Besseres machst. Also ich habe mindestens das Scroll-Ding von Social Media.
Okay, cool, das ist ein guter Tipp, das muss ich mir merken. Ja, die zweite Frage, wenn bei dir eingebrochen würde, über welchen Verlust würdest du schwer hinwegkommen?
Wenn jemand meine Bücher klauen würde, wäre das ganz schlimm für mich. Ja, also ich glaube, hauptsächlich meine Bücher. Alles andere kann ich sehr gut ersetzen, aber gewisse Bücher sind entweder nicht mehr erhältlich oder es sind halt einfach meine, die ich schon gelesen habe und wo so ein bisschen Nostalgie dran hängt. Ich glaube, es wäre für mich am schlimmsten.
Bist du auch jemand, der so Notizen in seine Bücher schreibt oder eher weniger?
Eher selten. Wenn ich etwas mache, dann habe ich so Tabs drin, aber auch eher selten. Weil es dann so ist, dass man sich nicht auf das Lesen konzentrieren kann, weil man immer die Tabs bereitlegen muss. Ich bin eher so, dass ich einfach durchlese, ohne gross anzuhalten. Ja, weil es mich aus dem Lesefluss reisst. Aber wenn ich ein Buch ein zweites Mal lese, dann ist es eher so, dass ich vielleicht noch Tabs reinmache oder dass ich mir Notizen aufschreibe. Ins Buch selber schreibe ich nicht, aber ich mache mir Notizen, die ich irgendwo festhalte.
Die letzte Frage ist, wann und warum hast du das letzte Mal geweint?
Beim Lesen. Und im echten Leben war es, als ich realisiert habe, dass meine Nonna relativ alt ist mittlerweile und sie wahrscheinlich nicht mehr lange hier ist. Wir haben eine recht gute Beziehung miteinander und auch für diese Realisation, dass das nicht mehr ewig gehen wird.
Okay, danke vielmals für deine Antworten. Ich möchte jetzt gerade als erstes fragen: Du bist ja in die Oberschule gegangen. Wie ist es dann für dich weitergegangen?
Ich bin bei der Berufsberatung gewesen. Ich habe gar keine Ahnung gehabt, was ich machen will. Und dann ist auf meinem Blatt gestanden: Buchhändlerin. Und ich so: Ja, was ist denn das genau? Weil ich habe brutal gern gelesen und sie hat dann gesagt: Ja, da arbeitest du in einem Buchladen. Und ich so: Hey, mega gern. Dann bin ich sofort schnuppern gegangen. Meine Mama hat mir vor ein paar Monaten erzählt, ich sei nach den zwei Tagen Schnuppern nach Hause gekommen und habe gesagt: Ja, beim Omni, dort will ich arbeiten. Und sie hat sich so gedacht: Doch, also, es ist genau das Richtige. Und ich habe auch gewusst, ich will das machen. Ich habe auch gewusst, dass mir das Französisch dafür fehlt. Also habe ich gedacht: Ja, doch, dann suche ich mir Nachhilfe in Französisch. Ich habe im letzten Jahr in der Oberschule Französisch als Wahlfach genommen und habe Vollgas gegeben, weil ich gewusst habe, dass es schwierig wird als Oberschülerin. Vom Omni aus hiess es ja, dass sie sehen wollen, dass man in der Schule klarkommt. Das habe ich gemacht und dann war es eigentlich kein Problem mehr. Lustig war, ich habe nur eine einzige Bewerbung abgeschickt, nämlich an das Omni, und es hat geklappt. In der Schule haben wir dann auch Gespräche mit den Lehrpersonen gehabt, und dort hiess es: Wie viele Bewerbungen habt ihr dann abgeschickt? Die vor mir hatte 20, und ich nur eine. Ich habe gesagt: Ich habe die Bewerbung abgeschickt, und wenn es nicht klappt, dann mache ich ein 10. Schuljahr und suche eine andere Lehrstelle als Buchhändlerin. Aber das will ich machen.
Was hat dich denn so gepackt an der Lehre?
Das ist eine gute Frage. Es ist ganz viel Unterschiedliches gewesen. Also ich bin von Natur aus extrem scheu gewesen. Und ich habe dann gemerkt, dass ich im Kundenservice ganz neue Leute kennenlernen würde, was nicht mein Ding war. Aber was mir brutal gut gefallen hat, waren logischerweise die Bücher. Und was mir auch gefallen hat, war das Dekorieren. Gerade in einem kleinen Buchladen, wo man die Auslagen macht und das Schaufenster dekoriert. Das hat mir extrem gefallen. Auch das Team hat mir dort schon gefallen, es war eine schöne Atmosphäre. Ja, und das hat mich einfach gepackt und ich wollte es machen.
Was unterscheidet denn die Lehre einer Buchhändlerin zu einer Detailhandelslehre, zum Beispiel?
Wir haben sehr viel über die Buchhandelsgeschichte gelernt, angefangen bei der Keilschrift bis zur modernen Buchproduktion. Wir haben auch gelernt, wie ein Verlag funktioniert und der ganze Weg von einem Buch, vom Manuskript bis es im Laden steht. Wir haben extrem viel Fachwissen über die Branche gelernt. Auch die Beratung und den Verkauf haben wir geübt. Ein weiterer Punkt war die Bibliografie und Recherche, also wie man bestimmte Bücher findet, wenn Kunden nur vage Angaben machen können. Es geht auch viel um Dekoration und wie man die Produkte präsentiert, damit sie die Kunden ansprechen.
Du hast die Lehre abgeschlossen und bist dann mit 19 für 13 Monate nach Kanada gegangen. Was hast du dort gemacht?
Ich habe eine Business-Schule, die Startup School, in Vancouver besucht. Es hat mich interessiert, weil jemand in die Schule gekommen ist und das Programm vorgestellt hat. Ich fand, es wäre eine gute Ergänzung zu dem, was ich sowieso schon in der Berufsschule gelernt habe. In dieser Startup School hatten wir Module zu Finanzierung, Marketing, Business-Kommunikation und Management, die von Unternehmern und Unternehmerinnen unterrichtet wurden. Es hat mir extrem viel gebracht und ich habe auch gelernt, auf mich selbst angewiesen zu sein.
Wie hat das dort ausgeschaut, also wie viel war für Schule organisiert und wie viel musstest du selber organisieren?
Wir sind über eine Agentur gegangen, die vieles organisiert hat, wie zum Beispiel die Unterkunft bei einer Gastfamilie. Die Agentur hat auch das Visum und andere Formalitäten geregelt. Aber vor Ort musste ich vieles selber machen, wie den Weg zur Schule finden oder einen Job suchen. Ich habe bei einer grossen Buchhandlung namens Indigo gearbeitet, was eine ganz andere Erfahrung war als im kleinen Omni.
Wie hat es finanziell ausgeschaut? Von was reden wir da, wie teuer war es und wie hast du es selber finanziert?
Finanziert haben es hauptsächlich meine Eltern. Die Schule hat etwa 13’000 Franken gekostet, mit Flug und allem drum und dran waren es sicher 15’000. Das ist viel Geld, das ich nicht gehabt habe. Meine Eltern haben mich zum Glück unterstützt. Die ersten drei Monate bei der Gastfamilie wurden auch von ihnen bezahlt. Danach habe ich mir selber ein Zimmer gesucht und auch selber finanziert. Zwischendurch habe ich einmal nach Geld gefragt, weil ich nichts neben dem Essen leisten konnte. Meine Eltern haben mir dann wieder geholfen.
Was ist das grösste Learning für dich gewesen? Was nimmst du aus diesen 13 Monaten für dich selber mit?
Dass ganz viel alleine geht. Du kannst vieles alleine schaffen. Ich hatte mein Netzwerk als Rückhalt, aber ich wollte es selber schaffen. Es sind dort so viele Leute gewesen. In der Schule war ich eine der Jüngsten, aber ich habe Leute in meinem Alter gefunden. Aber viel Kontakt habe ich nicht mehr wirklich, weil ich hier in Liechtenstein einen guten Freundeskreis aufgebaut habe.
Du bist dann wieder zurückgekommen und hast dich entschieden, wieder im Omni zu arbeiten. Du hast dort den Tiktok und Instagram-Account ein bisschen aufgepeppt. Wie ist deine Idee entstanden?
Instagram habe ich schon gemacht, als ich die Lehre angefangen habe. Als ich zurückgekommen bin, habe ich es wieder übernommen. Weil ich Marketing-Kurse in der Schule hatte, habe ich gefunden, dass ich das machen möchte. Ich habe dann auch auf Tiktok angefangen, weil ich gesehen habe, dass Book-Tok im Kommen ist. Ich war eine der ersten Buchhandlungen auf Tiktok und es ist gut angekommen.
Julia, du hast in deiner Freizeit viele Hobbies. Hast du für unsere Zuhörer einen Buchtipp?
Ja, extrem viele Bücher, die ich empfehlen könnte. Aber eines, das ich in letzter Zeit brutal gern gelesen habe, heisst «22 Bahnen». Es geht um eine junge Frau, etwa 20 Jahre alt, die in einer Kleinstadt mit ihrer Mutter und kleinen Schwester wohnt. Es behandelt schwere Themen wie Alkoholismus der Mutter, aber der Autor schafft es, diese Themen leicht zu verpacken.
Vom Omni aus habt ihr jetzt auch einen Lit-Club gestartet. Kannst du kurz darüber erzählen?
Sehr gerne. Den Lit-Club haben wir 2021 gestartet. Wir möchten queere Bücher lesen, also Bücher mit queeren Charakteren, von Jugendbüchern bis zu Erwachsenenbüchern. Beim Lit-Club sind ganz verschiedene Leute dabei, es ist eine gemütliche Runde.
Wenn jetzt jemand Interesse hat, dem Buchclub beizutreten, wie funktioniert das?
Man kann uns gerne auf der Webseite besuchen. Die nächsten zwei Bücher, die wir lesen, sind dort immer aufgeführt. Man kann auch eine Mail an schaan@omni.li schreiben. Man muss nicht jedes Mal kommen, sondern nur, wenn man möchte.
Neben dem Lit-Club hast du noch ein weiteres Hobby, das Improvisationstheater. Was macht dir daran Spass?
Es ist einfach megacool. Unsere Gruppe ist super und es macht Spass, zusammen Geschichten aufzubauen. Es ist sehr viel Comedy und das Auftreten vor anderen Leuten, das mache ich brutal gern.
Du hast vorher auch normales Theater gespielt. Wie unterscheidet sich das Improvisationstheater vom anderen Theater?
Beim Improvisationstheater hast du keinen vorbereiteten Text, keine vorbereiteten Szenen. Alles ist improvisiert. Das trainieren wir regelmässig. Beim Improvisationstheater gibt es kein Falsch. Es gibt immer jemanden, der einspringen kann, wenn etwas schiefgeht.
Gibt es etwas, das du vom Improvisationstheater im Alltag anwendest?
Ja, du bist einfach schlagfertiger. In Situationen, wo du nicht weiterkommst, findest du immer einen Weg. Du stehst mehr im Moment und denkst: Oh ja, vielleicht machen wir es so. Du hast einen anderen Blickwinkel.
Hast du einen Traum, den du dir einmal erfüllen möchtest?
Nicht unbedingt. Ich bin eigentlich relativ glücklich mit dem, wo ich gerade bin. Alles, was ich mal machen wollte, habe ich gemacht. Ich bin eher der Typ Mensch, der sich treiben lässt und dann das macht, was ihm gefällt.
Okay, danke vielmals für das tolle Gespräch. Es hat mir mega Spass gemacht, heute hier zu sitzen und mit dir zu reden.
Danke dir vielmals. Danke, dass ich so viel über mich reden durfte.
Ja, ich möchte mich recht herzlich bei allen Zuhörern fürs Zuhören bedanken und freue mich schon mega auf die nächste Episode. Tschüss und bis zum nächsten Mal.