Julian: Vom Lehrling zum Mentor

Julian Sigl, 24, aus Liechtenstein, hat nach der Realschule eine Lehre als Automatiker absolviert und sich schnell im Berufsfeld etabliert. Heute ist er nicht nur Fachvorgesetzter, sondern betreut auch Lehrlinge bei thyssenkrupp Presta und hilft ihnen, ihren Weg zu finden. Nebenbei studiert er an einer Höheren Fachschule.

Wie würdest du dich selbst beschreiben?
Ich bin zielstrebig, kommunikativ und stets offen für neue Erfahrungen. Wenn ich auf ein interessantes Projekt stoße, sei es privat oder geschäftlich, bin ich hoch motiviert, dieses bestmöglich abzuschliessen.

Die Anfänge: Ein prägendes Erlebnis

Ich erinnere mich noch gut an meine Reise nach Amerika, die ich direkt nach der Realschule mit meiner Familie und einem Freund gemacht habe. Wir reisten einen Monat lang durch Kalifornien, von LA bis San Francisco. Diese Reise hat mir gezeigt, wie groß und vielfältig die Welt ist und hat einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen. 🌍✈️

Der Glaube an sich selbst

Über das Übersinnliche glaube ich eher nicht, aber ich bin fest davon überzeugt, dass man mit der richtigen Einstellung viel erreichen kann. Wenn du an dich glaubst und dich auf deine Ziele konzentrierst, wirst du Erfolg haben. 💪✨

Berufswahl und Motivation

Nach der Realschule entschied ich mich für eine Lehre als Automatiker. Technik hat mich schon immer fasziniert, und ich sah großes Zukunftspotenzial in diesem Bereich. Während meiner Schnupperlehren fiel mir besonders eine Firma auf, die mir sehr gut gefiel – dort begann ich dann auch meine Lehre. Ein Automatiker kümmert sich um die gesamte Elektrik in einem Betrieb, programmiert und wartet Maschinen. Es ist ein vielseitiger Beruf, der nie langweilig wird. ⚙️💼

Aufstieg zum Mentor

Nach meiner Lehre fragte mich mein ehemaliger Lehrmeister, ob ich Interesse hätte, neue Lehrlinge zu betreuen. Diese Chance nahm ich gerne an. Ich wollte den jungen Leuten das weitergeben, was ich gelernt hatte, und ihnen bei ihren ersten Schritten im Berufsleben helfen. 🧑‍🏫👩‍🏫

Weiterbildung und Studium

Ich studiere derzeit zum diplomierten Techniker in Unternehmensprozessen. Das Studium ist breit gefächert und umfasst alles von Projektmanagement über Prozessmanagement bis hin zu Marketing und Verkauf. Diese breite Aufstellung gibt mir viele Möglichkeiten für die Zukunft. 📚🏢

Herausforderungen und Ziele

Es ist nicht immer leicht, Arbeit und Studium unter einen Hut zu bringen. Ich arbeite 90% und habe an mehreren Abenden und am Wochenende Schule. Dennoch nehme ich mir immer Zeit für die wichtigen Dinge im Leben und versuche, eine Balance zu finden. Mein Ziel ist es, mich stetig weiterzubilden und nie stehenzubleiben. 💼📈

Ein Blick in die Zukunft

Mein Traum ist es, später ein Haus zu haben und eine Familie zu gründen. Beruflich möchte ich weiterhin lernen und mich entwickeln. Liechtenstein bleibt dabei mein Zuhause, auch wenn ich gerne reise und die Welt erkunde. 🏡🌏

Das ganze Interview lesen

Wir tun gerade mit unserem Auflockerungsspiel anfangen. Du darfst hier drei Karten rausziehen und sie mir übergeben. So, die erste Frage, die ich da habe, ist: Hast du ein Jahr, an das du dich gerne erinnerst?

Da kommt mir gerade so spontan die Amerikareise in den Sinn, die wir direkt nach der Realschule gemacht haben. Also mein Vater, meine Schwester und ich haben einen Kollegen mitgenommen. Wir sind einen Monat lang durch ganz Kalifornien gereist, also von Los Angeles über San Francisco. Es ist etwas, das wirklich einen Eindruck hinterlassen hat, weil Amerika ist ein grosses Land und dort durchzureisen, ist schon cool. Man sammelt viele Eindrücke, lernt die Kultur kennen und erlebt viel. Es ist etwas, das für immer im Gedächtnis bleibt.

Die zweite Frage, die ich habe, ist: Glaubst du an Übersinnliches?

Übersinnliches ist eine gute Frage. Eher nicht so, aber ich finde, man kann mit seinem eigenen Glauben schon viel machen. Also ich sage, es kommt immer ein bisschen auf die Einstellung an. Wenn du dich auf etwas konzentrierst und glaubst, dass du es schaffst, dann wirst du es auch erreichen. Also ich arbeite ein bisschen nach dem Motto, dass der Glaube Berge versetzen kann. Es ist ja jedem selbst überlassen, was er glaubt und denkt.

Die dritte Frage finde ich gerade passend zu unserem Thema vom heutigen Podcast: Wäre dein 12-jähriges Ich stolz auf deine heutige Berufswahl?

Ich denke mal schon, weil bis jetzt kann ich mich nicht beschweren. Also ich glaube, der zwölfjährige Julian würde sagen, mach weiter so, wie du es bis jetzt machst.

Ich finde, das ist eine super Überleitung zu meiner ersten Frage, die ich habe: Du hast ja die Realschule in Vaduz gemacht. Wofür hast du dich danach entschieden?

Ich habe mich nach der Realschule für die Lehre als Automatiker entschieden, einfach aus dem Grund, weil man sich in der Realschule für einen Beruf entscheiden muss und mich das Technische schon immer interessiert hat. Ich hatte das Gefühl, dass es Zukunftspotenzial hat, angefangen von den Fachkräften her. Darum bin ich viel schnuppern gegangen im ganzen Land und dabei ist mir besonders eine Firma aufgefallen, die mir sehr gut gefallen hat. Dann hatte ich das Glück, dass ich dort meine Lehre anfangen durfte.

Was macht denn ein Automatiker? Unter dem Titel kann ich mir jetzt nicht viel vorstellen.

Ja, viele kombinieren es immer mit Autos, obwohl es damit nichts zu tun hat. Ein Automatiker ist eigentlich zuständig für die ganze Elektrik in einem Betrieb. Es gibt dabei die Instandhaltung, wo er die Elektrik überwacht, Fehler sucht und behebt. Man kann sich auch auf die Automation konzentrieren, wo man mehr programmiert. Als Überbegriff könnte man eigentlich sagen, dass ein Automatiker ein Betriebselektriker ist. Das umfasst es relativ gut.

Was hat dich persönlich motiviert, diese Lehre zu machen?

Ich habe früher schon immer gerne ein bisschen herumgebastelt und dann habe ich mir gedacht, okay, Automatiker klingt interessant. Ich habe es mir angeschaut und es hat mir wirklich beim Schnuppern schon sehr gut gefallen, weil es vielseitig ist. Du musst nicht nur Anlagen verdrahten, du kannst dich wirklich breit diversifizieren, und das hat mir am meisten gefallen.

Du hast jetzt deine Lehre vor zwei Jahren abgeschlossen und bist mittlerweile schon Fachvorgesetzter in deinem Betrieb. Wie ist es dazu gekommen?

Mich hat eigentlich nach der Lehre relativ schnell mein alter Lehrmeister gefragt, ob ich Interesse hätte, Lehrlinge zu betreuen. Er hatte schon viel Gutes während der Lehre von mir gehört und dann habe ich mir gedacht, ja klar, mache ich doch. So kann ich den Jungen auch ein bisschen weiterhelfen, weil ich vom Alter her nicht viel älter bin und ihnen vielleicht noch wichtige Punkte mit auf den Weg geben kann. Da ich das ganze Qualifikationsverfahren auch gerade hinter mir habe, dachte ich, ich kann die Jungen am besten unterstützen.

Wie sieht eine Weiterbildung oder ein Kurs aus, den man dafür machen muss?

Dabei geht es hauptsächlich darum, wie man die Lernenden betreut und auf ihre Emotionen eingeht, wenn sie ein Problem haben. Man lernt, wie man in solchen Situationen handelt. Es umfasst auch das gesamte Qualifikationsverfahren, damit man weiss, wie es abläuft. Einfach, dass man das theoretische Wissen hat, um die Lehrlinge optimal zu betreuen und sie auf ihre Abschlussprüfung vorzubereiten.

Nach dem Kurs hast du dich auch nicht lange ausgeruht, sondern direkt weitergemacht. Du bist jetzt momentan in einem Studium. Kannst du uns ein bisschen mehr darüber erzählen, was du dort genau machst?

Also, das Studium heisst diplomierter Techniker in Unternehmensprozessen. Es ist in Buchs und umfasst im Prinzip alle Unternehmensprozesse. Es ist wieder relativ breit. Ich bin schon immer jemand gewesen, der schaut, dass er breit aufgestellt ist, um die Möglichkeit zu haben, in andere Bereiche zu wechseln, falls Interesse besteht. Das Studium umfasst alles von Projektmanagement über Prozessmanagement bis hin zu Marketing und Verkauf. Du bist dann wirklich breit aufgestellt und weisst, wie alles funktionieren soll in diesen Bereichen.

Es gibt ja immer wieder mehr Vorurteile über unsere und über die jüngere Generation. Wie siehst du das, wo du direkt mit ihnen arbeitest?

Es ist mir aufgefallen, dass der Fachkräftemangel ein Hauptproblem ist. Darum möchte ich auch nochmal an die Jungen appellieren: Wenn ihr einen genauen Plan habt, ist es klar, dass man das Gymnasium macht, um zu studieren. Das verstehe ich absolut. Aber sonst würde ich eine Lehre empfehlen, allein schon aus dem Grund, dass du das theoretische und das praktische Wissen bekommst. Du kennst schon die Arbeitszeiten, weil viele kommen dann vom Studium in die Arbeitswelt und sind direkt überfordert. Ich finde es gut, wenn man eine Lehre macht. Man kann danach immer noch die Berufsmatura machen. Aber dann finde ich, muss man einen konkreten Plan haben. Man muss genau wissen, was man will, weil sonst macht man etwas auf Krampf, nur um vielleicht nicht arbeiten zu müssen. Das finde ich persönlich nicht so sinnvoll. Klar, man bekommt dann nur 80% vom Lohn, aber ich finde, es muss immer anhand der Produktivität gemessen werden. Das ist meine Devise. Ich vermittle den Jungen, dass sie sich überlegen sollen, was sie machen wollen – Lehre oder Studium – aber immer mit einem konkreten Plan. Mein Weg war eine Lehre und danach kann man sich immer noch für ein Studium entscheiden.

Du arbeitest nebenan 90%. Wie gehst du das Studium und das Leben daneben an? Wie managst du das?

Es ist eine happige Zeit, aber ich schaue einfach immer, dass ich die Zeit, die ich frei zur Verfügung habe, zuerst einmal für die Schularbeiten nutze, damit ich keinen persönlichen Druck oder Stress bekomme. Die Freizeit darf auch nicht darunter leiden. Darum habe ich mich entschieden, 90% zu arbeiten, damit ich wenigstens einen halben Tag pro Woche habe, um etwas Privates zu machen oder meistens für die Schule aufarbeiten kann. Es ist doch relativ viel, aber so ist jetzt der Weg und den ziehe ich die nächsten zwei Jahre durch.

Wie sieht es denn aus, wann hast du genau Schule?

Am Mittwochabend immer von Viertel ab 6 bis um halb 10. Am Freitag genau das Gleiche und am Samstag vorwiegend den ganzen Tag. Es ist

schon sehr heftig, es ist nicht ohne, aber man profitiert ja wieder davon. Ich sage immer, wenn du etwas Neues lernst, hilft es dir im Leben weiter. Wenn ich mal 50 bin und daran zurückdenke, würde es mich mehr ärgern, wenn ich es nicht gemacht hätte, als wenn ich es jetzt mache.

Wenn ich es jetzt mal so nennen darf, bist du ja schon ein bisschen ein Paradebeispiel. Du hast dich direkt nach der Realschule für eine Lehre entschieden, hast sie durchgezogen, hast direkt danach Weiterbildungen gemacht und bist jetzt auch noch dran. Was würdest du sagen, ist dein Geheimrezept, dass alles so reibungslos funktioniert hat?

Bei mir war mein Vater immer ein Vorbild. Er hat mich immer wieder unterstützt und mir gesagt, wenn du dies und das machst, bringt es dir das und das. Dann hast du eine Zukunftsvision. Ich bin der Einstellung, dass ich jeden Tag, wenn es geht, etwas verbessern will. Durch laufende Weiterbildungen und Studien bringt dich das im Leben weiter. Es ist mein Ziel, dass ich im Leben nie stehen bleibe, sondern weiterkomme und das Beste aus meinem Potenzial heraushole.

Ich habe ja allen vor unserem Gespräch eine Umfrage geschickt und dort gefragt, ob es eine Situation gibt, die du heute vielleicht anders entscheiden würdest. Du hast in der Umfrage gesagt, dass du früher anfangen würdest zu investieren. Was meinst du damit?

Ich hätte mein Geld schon früher investiert, weil ich finde, du kannst dir damit ein gutes passives Einkommen aufbauen. Ich handle nur mit Aktien oder ETFs, keine Kryptowährungen, weil du da schnell viel Geld machen oder verlieren kannst. Ich habe mich

für ETFs entschieden, weil sie breit diversifiziert sind, was das Wichtigste ist. Sei es Finanzen, Technologie – es umfasst alles ein bisschen. Wenn du das über 20 Jahre machst und monatlich gutes Geld einzahlst, kannst du eine gute Rendite erzielen. Es ist keine Anlageberatung, aber es lohnt sich.

Hast du vielleicht einen kleinen Tipp für unsere Zuhörer, wie du es angegangen bist?

Ich habe mich viel informiert, sei es im Internet, bei einem Götti von mir, der bei der Bank arbeitet, und mit Kollegen, die auch investiert haben. Das Wichtigste ist, dass du breit diversifiziert bist. Wenn ein Bereich abstürzt, kann der andere ausgleichen. Das ist das Wichtigste. Viele unterschätzen, dass du wissen musst, in was du dein Geld investierst.

Was ist dein Traum, auf den du momentan hinarbeitest? Wo möchtest du einmal sein?

Mein Traum ist es, später mal ein Haus mit einer Frau und zwei, drei Kindern zu haben. Beruflich möchte ich immer weiter lernen und mich verbessern. Das Beste aus meiner Lebenszeit herausholen, das ist mein Ziel.

Und soll das im Liechtenstein stattfinden oder möchtest du woanders hin?

Nein, wohnen möchte ich schon am liebsten hier, am besten noch in Vaduz. Es ist natürlich schön hier. Reisen würde ich gerne, vielleicht kann man das mit der Arbeit kombinieren. Obwohl ich schon viel gesehen habe, finde ich Asien noch interessant. Aber der Hauptsitz soll im Liechtenstein bleiben, es ist sehr schön hier.

Danke vielmals für das Gespräch. Es hat mega Spass gemacht, dich kennenzulernen und auch, dass wir den Leuten zeigen konnten, dass es möglich ist, sich auch nach der Lehre weiterzubilden. Danke, dass du heute da warst. Ich möchte mich auch bei allen Zuhörer:innen herzlich fürs Zuhören bedanken und freue mich schon auf den nächsten Podcast. Tschüss und bis zum nächsten Mal.

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