Ich bin Leonardo Anic und möchte euch meine Geschichte erzählen. Schon als Kind war Mode ein ständiger Begleiter in meinem Leben. Meine Eltern, sehr modebewusst, haben mich früh inspiriert. Besonders erinnere ich mich an ein Bild, auf dem meine Mutter posiert – das hat etwas in mir ausgelöst. Mit zwölf Jahren stand ich oft auf dem Skateboard, beeinflusst von meinem Bruder, der mich in die Hip-Hop- und Rap-Szene einführte.
«Ich habe eine alte Nähmaschine auf dem Dachboden gefunden und dort hat es “Feuer gefangen”.»
Leonardo Anic
In der Oberschule lernte ich einen Freund aus Thailand kennen, der mir einen anderen Kleidungsstil zeigte. Ich probierte viel aus, suchte immer nach einer Erfüllung, die ich im Sport und anderen Hobbys nicht fand. Auf unserem Dachboden entdeckte ich eine alte Nähmaschine und begann, meine eigene Kleidung zu nähen. So entstand die Idee, etwas Eigenes zu schaffen.
Nach der Oberschule startete ich eine Lehre, die ich trotz Schwierigkeiten erfolgreich abschloss. Während der Lehrabschlussprüfung bewarb ich mich an der F+F Schule für Kunst und Mediendesign in Zürich und wurde angenommen. Die Ausbildung war intensiv, aber ich setzte mich durch und gründete währenddessen meine eigene Brand. Ich verkaufte meine ersten selbstgenähten Hosen – ein unglaubliches Gefühl.
Doch der Weg war nicht einfach. Der ständige Druck und die Erwartungen führten mich schliesslich in eine klinische Behandlung. Heute bin ich froh, dass ich früh auf meinen Körper gehört habe. Ich lerne, die Balance zu finden und mich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Mein Masterstudium in Basel und die Gründung eines neuen Ateliers geben mir neue Perspektiven. Mein Ziel ist es, eine Lehrstätte in Liechtenstein zu eröffnen, um anderen die Möglichkeit zu bieten, eine Schneiderlehre zu machen und nachhaltige Mode zu fördern.
In mehreren Bands habe ich schon mitgewirkt, meist als Gitarrist oder Schlagzeuger. Manchmal singe ich auch. Die Erfahrung, in einer Band zu spielen, ist unvergleichlich – die Energie und das Zusammenspiel auf der Bühne sind einfach magisch. Mein bisher größter Erfolg war unser Auftritt beim Open Air Gampel, ein Moment, den ich nie vergessen werde.
Meine musikalischen Vorbilder sind Künstler wie John Mayer, Dave Grohl und Stevie Ray Vaughan. Ihre einzigartige Musik und ihre Leidenschaft haben mich stark beeinflusst und inspiriert. Ein typischer Tag in meinem Leben besteht aus Üben, Songwriting und Proben mit meiner Band. Wir arbeiten derzeit an unserem ersten Album, und die Studioaufnahmen sind unglaublich aufregend.
Mein größter Traum ist es, eines Tages von meiner Musik leben zu können und auf großen Bühnen weltweit aufzutreten. Ich möchte weiterhin neue Instrumente lernen und mich musikalisch weiterentwickeln. Musik ist für mich nicht nur ein Hobby, sondern eine Lebensaufgabe, die ich mit großer Hingabe verfolge.
Ich hoffe, meine Geschichte inspiriert euch, euren eigenen Leidenschaften zu folgen und niemals aufzugeben. Wenn ihr mehr über meine musikalische Reise erfahren möchtet oder einfach an guter Musik interessiert seid, bleibt dran und folgt mir.
Interview lesen
Hoi miteinander und herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von 25 unter 25. Heute ist der Leonardo Anic auf Besuch bei mir. Der Leonardo ist 24 Jahre alt und macht momentan seinen Master im Modedesign an einer Uni in Basel. Wir reden heute über seinen Weg zum Modedesignstudium, über seine eigene Brand und über seine momentane mentale Gesundheit. Ich möchte mich jetzt schon mal recht herzlich bedanken, dass der Leonardo heute bei uns ist.
Merci vielmals, danke für die Einladung.
Wir wollen gerade anfangen mit einem kleinen Spiel. Du darfst jetzt aus diesen Karten, die vor dir liegen, drei auswählen, mir übergeben, und nachher machen wir kurz eine Fragerunde.
Alles klar.
Für die erste Frage: Hast du eine besondere Kindheitserinnerung?
Ja, ein paar, aber die erste, die mir jetzt gerade in den Sinn gekommen ist, ist ein Foto, das mein Bruder mal von mir gemacht hat. Ich war etwa 12 Jahre alt oder vielleicht noch jünger. Ich stand auf dem Sportplatz und habe versucht, einen Kickflip auf dem Skateboard über eine zweier Treppe zu machen. Er hat damals mit seinem Nokia ein richtig gutes Foto geschossen.
Die zweite Frage wäre, was bewunderst du an anderen?
Andere ist etwas sehr Allgemeines. Ich bewundere oft Offenheit, vielleicht weil mir oft Leute begegnet sind, die nicht so offen waren oder zu streng waren. Offenheit und Gelassenheit bewundere ich immer sehr.
Die letzte Frage: Wen rufst du an, wenn es Neuigkeiten gibt?
Dann rufe ich meistens meine Partnerin Milena an, und je nach Neuigkeit auch Freunde oder meine Mutter.
Okay, danke vielmals für deine Antworten. Wir wollen dann gerade weitermachen mit dem Interview. Die erste Frage, die ich habe, ist: Was war so dein erster Moment, wo du gedacht hast, okay, ich interessiere mich für Mode?
Also, es hat mich schon mein ganzes Leben begleitet, auch schon als Kind. Meine Eltern waren sehr modebewusst, was ich damals natürlich nicht so wahrgenommen habe. Jetzt, wenn ich Fotos von damals anschaue, gibt es welche, die mich inspirieren. Zum Beispiel ein Bild, auf dem meine Mutter posiert. Sie hatte schwarze Jeans, hohe Stiefel und einen Rollkragenpullover an. Mein Bruder hat mich auch sehr beeinflusst. Er hat mich in die Hip-Hop- und Rap-Szene eingeführt, und dadurch kam der Kleidungsstil dazu. Ich habe auch getanzt und einen guten Kollegen aus Thailand kennengelernt, der einen anderen Kleidungsstil hatte. Ich habe viele Sachen ausprobiert und irgendwann mal die Idee gehabt, etwas selbst auszuprobieren. Ich habe eine alte Nähmaschine auf dem Dachboden gefunden und dort hat es “Feuer gefangen”, sozusagen.
Du hast die Oberschule gemacht und danach eine Lehre. Möchtest du uns deinen Weg in der Lehre erzählen, weil dort ist auch noch recht viel passiert?
Ja, die Lehre… Liebe Grüsse an Thomas an dieser Stelle. Es war nicht einfach. Ich habe schnell neue Freundschaften geknüpft, was es einfacher gemacht hat. Vor der Lehre wusste ich schon, dass ich Mode studieren möchte, war aber nicht immer motiviert. Das Handwerk hat mir Spass gemacht, aber der Kontext hat mich weniger interessiert. Ich wollte auf die zweijährige Lehre umsteigen, aber meine Leistungen waren nicht so gut. Dann hat Thomas an einem Freitagnachmittag die ausgefüllte Lehrvertragsauflösung auf den Tisch gelegt, was nicht meine Intention war. Ich konnte Thomas und Tobi überzeugen, dass ich mich bemühen werde, und habe die drei Jahre abgeschlossen.
Danke vielmals für die ehrlichen Worte. Du hast dich dann direkt bei einer Modeschule in Zürich beworben. Wie war das und ist es gut gegangen, sich direkt nach der Lehre an einer Schule anzumelden, die überhaupt nichts mit der Lehre zu tun hat?
Ich habe mich während der Lehrabschlussprüfung für die F+F beworben. Es war alles andere als einfach, weil alles neu war. Ich habe einen Abendvorkurs besucht und mich viel Mühe gegeben. Meine Arbeiten waren nicht mega stark, aber sie haben mich aufgenommen. Das war ein mega Erfolgserlebnis.
Hast du Tipps für Leute, die sich auch an der F+F bewerben wollen?
Probieren, man hat nichts zu verlieren. Man muss sich selbst treu bleiben und ehrlich zu sich sein. Es lohnt sich nur, wenn man wirklich Herzblut dafür hat.
Wie hast du die Ausbildung empfunden?
Ein gewisses Vorwissen muss vorhanden sein, aber das kann sehr unterschiedlich sein. In der F+F geht es darum, dass man sich damit auseinandergesetzt hat und etwas Authentisches macht.
Du hast während des Studiums deine eigene Brand gegründet. Was waren die ersten Modelle oder das erste Piece, das du herausgebracht hast?
Während des Studiums habe ich Projekte gemacht, aber nicht unter einem Namen vermarktet. Mein erstes Piece, das ich verkauft habe, waren Hosen. Das war vor etwa zwei Jahren. Ich habe immer meine eigenen Hosen getragen, weil es schwierig war, gut sitzende Hosen zu finden. Dann habe ich angefangen, Hosen für Freunde zu machen. Mittlerweile habe ich etwa 30 bis 40 Stück verkauft, alle auf Mass und custom made.
Hast du alle 30 Hosen selbst genäht oder hattest du Unterstützung?
Die ersten Hosen habe ich alle selbst genäht, vom Schnitt bis zur Verpackung. Vor eineinhalb Jahren habe ich angefangen, mit einer Schneiderin in Basel zusammenzuarbeiten. Jetzt digitalisiere ich die Schnitte, um den Aufwand zu minimieren.
Nach deinem Bachelorstudium hast du dich entschieden, den Master zu machen. Warum Basel und nicht Zürich?
Ich habe eine gute Zeit in Zürich gehabt, aber nach vier, fünf Jahren war ich ein bisschen überfordert mit den vielen Angeboten. Die Entscheidung für Basel war hauptsächlich wegen des Masters. Ich habe mich spontan beworben und wurde aufgenommen.
Wie hast du das finanziert?
Dank Stipendien. Ohne sie wäre es nicht möglich gewesen. Meine Eltern haben mich auch unterstützt, aber das hätte nicht gereicht.
Du hast viel Stress gehabt und bist jetzt in klinischer Behandlung. Möchtest du uns erzählen, was die Hauptgründe waren und was du im Nachhinein anders machen würdest?
Nach der F+F habe ich nie richtig Abstand gehabt. Es war immer Stress, vor allem auch finanzieller Stress. Ich habe zu viel auf einmal gemacht und nicht auf meinen Körper gehört. Jetzt bin ich froh, dass es früh passiert ist, weil ich mich wieder auf das Wesentliche konzentrieren kann. Das Klinikum Alpinum ist ein guter Ort und ich konnte dort viel Energie tanken.
Was sind deine Zukunftspläne?
Den Master abschliessen und ein neues Atelier in Basel einrichten. Ich möchte ein Projekt mit Secondhand-Kleidung und Upcycling starten und langfristig eine Lehrstätte in Liechtenstein eröffnen, um auch anderen die Möglichkeit zu bieten, eine Schneiderlehre zu machen.
Vielen lieben Dank, Leonardo, für deine Offenheit und das interessante Gespräch. Ich bin sicher, viele Zuhörer konnten heute etwas mitnehmen.
Ja, merci vielmals auch für die Einladung und die Möglichkeit. An alle Zuhörer und Zuhörerinnen: Dranbleiben und sich nicht von äusseren Einflüssen abbringen lassen. Stay positiv.
Ich möchte mich auch bei allen Zuhörern recht herzlich fürs Zuhören bedanken. Vergesst nicht, uns auf Instagram zu folgen, um immer auf dem Laufenden zu bleiben. Findet uns unter @aha_liechtenstein. Bis zum nächsten Mal.