Michael: Digital, tatkräftig und engagiert.

Ich bin Michael Schädler, 22 Jahre alt, und habe die BMS im Profil Wirtschaft und Dienstleistungen abgeschlossen. Über die Jugendbeteiligung «jubel» vom aha habe ich vom Jugendrat Liechtenstein erfahren und habe seit dem Jahr 2022 bin ich Präsident des Jugendrats. Meine Motivation, mich politisch zu engagieren, liegt in meiner Freude am Diskutieren, Debattieren und Organisieren.

Ein besonderer Moment in meiner bisherigen Laufbahn war der Jugendprojektwettbewerb, bei dem mein Team und ich mit unserem Projekt “Bookspread” den Interregionalen Preis gewannen. Dieses Projekt erleichtert jungen Autoren den Zugang zu Verlagen und zeigt, wie viel man erreichen kann, wenn man gemeinsam an einer Idee arbeitet.

«Ich diskutiere und debattiere gerne und organisiere gerne, und darum passt es einfach zu mir.»

Michael Schädler über seine Motivation für den Jugendrat.

Nun habe ich mit meinem Studium Digital Business Management an der Fachhochschule Graubünden begonnen. Mein Ziel ist es, die Frage zu beantworten, wie man ein Produkt erfolgreich zu den Leuten bringt und sie davon überzeugt. Diese Fähigkeiten möchte ich nutzen, um noch mehr junge Menschen für Politik zu begeistern und ihnen zu zeigen, wie wichtig ihr Engagement ist.

Mein Engagement und meine Leidenschaft haben mir gezeigt, dass man mit Einsatz und einem starken Team an seiner Seite vieles erreichen kann. Ich freue mich darauf, meine Reise fortzusetzen und weiterhin positive Veränderungen in unserer Gemeinschaft zu bewirken.

Interview lesen

Hoi miteinander und herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von “25 unter 25”. Heute ist der Michael Schädler da. Der Michael ist 22 Jahre alt und besucht momentan die BMS im Profil Wirtschaft und Dienstleistungen. Das Aha kennt den Michael schon länger und hat ihn immer wieder auf seinem Weg begleitet. Er ist seit 2022 der Präsident vom Jugendrat Liechtenstein. Vielen Dank, dass du heute da bist, Michael. Es freut mich mega.

Danke, dass ich da sein darf.

Immer tun wir am Anfang ein kleines Auflockerungsspiel. Du darfst hier drei Kärtchen ziehen und sie mir übergeben. Ja, die erste Frage ist: Wann hat sich deine Meinung zu einem Thema das letzte Mal so richtig geändert?

Also richtig, es ist eine sehr gute Frage. Also, ich passe meine Meinung oft an, aber so richtig hat sich meine Meinung schon lange nicht mehr geändert. Also, ich würde sagen, der grösste Meinungswechsel, den ich hatte, war so mit 15 oder 18 Jahren, aber es ist so mit der Zeit, dass ich mich nicht voll erinnern kann, dass ich meine Meinung so von 0 auf 100 geändert habe. Ja, voll. Es ist schwierig zu sagen, vielleicht fällt mir noch ein besseres Beispiel ein. Okay.

Stell dir mal die zweite Frage: Was war dein bisher grösster Erfolg?

Mein bisher grösster Erfolg ist der Jugendprojektwettbewerb mit unserem Projekt “Bookspread” gewesen. Vielleicht, also das hat sich einfach mega als Erfolg angefühlt, weil wir dort den Interregionalen geholt haben und weil wir es nie erwartet haben. Das ist ein super Erfolgserlebnis gewesen.

Okay, interessant. Die dritte Frage und die letzte, die wir jetzt bearbeiten: Was ist deine Lieblingsserie?

Was ich cool finde, ist “Suits”, aber ich will immer noch nicht Jura studieren, zum Glück. Es ist cool gewesen, aber dafür reicht es nicht.

Dann möchte ich jetzt mit meinen Fragen weitermachen. Also, ich glaube, jeder in unserem Alter hat dich schon mal irgendwo gesehen oder von dir gehört. Deine Medienpräsenz ist sehr hoch. Wenn man deinen Namen bei Google eingibt, kommt sehr viel. Ich habe natürlich auch nachgeschaut und gesehen, dass du eine Lehre als Informatiker bei DigiCube gemacht hast und mit einem 5,2 abgeschlossen hast. Mit einem 5,3 kommt man ja dann ins goldene Buch. Magst du die Frage beantworten, ob es dich fest gekränkt hat, dass du dort nicht eingetragen wurdest?

Ja, es ist natürlich schade. Es gibt so einen Spruch, der heisst “5,2 und knapp am goldenen Buch vorbei”. Es hat mich natürlich ein bisschen aufgeregt. Ich habe schon gewusst, es gibt mehrere Chancen, um auf eine 5,3 zu kommen, weil ich da vorher schon aufgerechnet hatte und ich habe alle drei Chancen verpasst. Ich weiss noch, einmal bin ich in einem Englischtest schlecht gewesen und es wäre dann genau so passiert, dass es gereicht hätte. Aber am Schluss ist es, glaube ich, nicht so schlimm gewesen. Klar, im Moment hat es mich doch ein bisschen aufgeregt, aber jetzt gibt es Wichtigeres und schlussendlich ist es eine kleinere Sache als man vorab denkt. Vor allem, wenn man lange wartet, ob es wird oder nicht. Aber ich bin trotzdem froh, dass es sonst gut gegangen ist.

Ja, ich meine, auf die 5,2 kann man genauso stolz sein wie auf die 5,3. Es ist ja eigentlich nur die Unterschrift im Buch beim Fürsten, aber sonst ist es ja wirklich eine super Note.

Ist sehr symbolisch, also.

Während der Lehre hast du dich dann schon beim Jugendrat beteiligt. Magst du uns erzählen, was deine Motivation gewesen ist, dort mitzumachen?

Voll. Also anfänglich bin ich dazugekommen, weil ich an «jubel» (Jugendbeteiligung Liechtenstein) von Brian, dem ehemaligen Präsidenten, abgeschwatzt worden bin. Grundsätzlich, wenn ich meine Motivation anschaue, ist es so: Ich diskutiere und debattiere gerne und organisiere gerne, und darum passt es einfach zu mir.

Du bist jetzt seit 2022 der Präsident vom Jugendrat. Magst du uns nochmal erzählen, was dort so deine Aufgaben sind?

Ja, voll. Also, ich leite die Sitzungen, organisiere mit, mache auch die Finanzen und bin einfach der Kopf, der das Ganze koordiniert und in die Richtung bringt, wo es gebraucht wird. Das ist so meine Rolle als Präsident vom Jugendrat.

Wie bist du zu dieser Position gekommen?

Genau. Ich bin damals von Jubla in den Jugendrat geholt worden und dann auch in den Vorstand gekommen. Dann ist es so gewesen, dass ich den damaligen Präsidenten Kevin mit der Zeit abgelöst habe. Ich habe das Ganze übernommen, wie er den Posten von Brian damals übernommen hat. So ist das dann weitergegangen.

Es ist ohne Wahl? Gibt der Präsident den Posten einfach weiter?

Nein, wir sind natürlich auch demokratisch und die Generalversammlung wählt das Ganze.

Okay, danke vielmals. In letzter Zeit kommt ja immer wieder das Thema auf, dass junge Leute sich nicht für Politik interessieren. Man sieht es auch bei den letzten Wahlen. Da hat es Auswertungen gegeben, wie viele Leute von einer gewissen Altersgruppe wählen. Ich glaube, dass es die Altersgruppe 25 bis 35 gewesen ist, wo der Durchschnitt sehr niedrig war. Wie siehst du das? Interessieren sich junge Leute heutzutage noch für Politik?

Ja, ein spannendes Thema. Auf der einen Seite hört man immer beides. Man hört, die Jungen interessieren sich nicht für die Politik. Aber wenn man auf die Jugendbefragung vom Liechtenstein-Institut zurückkommt, sieht man, dass 45% sagen, sie interessieren sich überhaupt nicht oder eher nicht, und 51% sagen, sie interessieren sich eher oder sehr. Also, ich würde sagen, es gibt zwei Zielgruppen und es teilt sich sehr auf. Schlussendlich, glaube ich, hat das Institut auch erwähnt, dass die Jungen noch nie so viel interessierter an der Politik waren wie jetzt. Es gibt eine kleinere Gruppe von jungen Leuten, die sehr interessiert sind, und die auch mobilisiert wird. Aber wie du sagst, es ist leider so, dass die 25- bis 34-Jährigen am wenigsten abstimmen. Oft hat das damit zu tun, dass man sich um die Karriere und die Schule kümmert oder verreisen will. Der Lebensmittelpunkt ist noch woanders. Es geht darum, die Barrieren abzubauen und zu zeigen, dass Politik auch für junge Leute wichtig ist. Man muss klar kommunizieren, junge Leute direkt anschreiben. Beim Bürgerinnenrat U24 in der Schweiz hat das gut funktioniert, ebenso bei der Jugendbefragung, wo jeder Dritte mitgemacht hat. Man muss den Jugendrat mehr fördern, unterstützen, und mehr Ressourcen geben.

Du hast beim Aufwärmspiel den Jugendprojektwettbewerb und euer Projekt “Book-Spread” angesprochen. Was ist “Book-Spread” überhaupt?

Ja, voll. Das Projekt, das wir damals gemacht haben, ist so: Es gibt viele junge Leute, die sagen, ich will ein Buch schreiben. Das Problem ist, wenn du keine Kontakte hast, brauchst du einen Verlag. Du schickst dem Verlag dein Manuskript, und der Verlag bringt es in die Buchhandlungen. Es ist mega schwer, an Verlage zu kommen. Darum haben wir gesagt, wir wollen den Prozess vereinfachen und alle Verlage auf einer Webseite listen. Du kannst die Verlage auswählen, siehst, was sie fordern, und schickst dein Manuskript direkt an alle Verlage. Unsere Idee war, den Verlagen den Aufwand zu ersparen und jungen Leuten bessere Chancen zu geben, ihre Werke über einen Verlag zu verbreiten.

Was war eure Motivation, dieses Projekt zu machen?

Es war eine lustige Kombination. Ich hatte zwei Kollegen, und wir haben schon immer Ideen gesucht und Listen gemacht. Dann kam Fabian, der aus dieser Branche kommt, mit der Idee und wir haben es zusammen umgesetzt. Drei motivierte Leute mit technischer Affinität und Fabian, der sich auskannte, haben zusammen ein digitales Produkt geschaffen.

Wie sieht es jetzt mit dem Projekt aus? Ist die Webseite online, wird sie genutzt?

Ja, die Webseite wird genutzt. Sie ist online und wird weiterhin genutzt. Es ist einfach so, dass wir nie wirklich geschafft haben, das Ding unter viele Leute zu bringen und an genug Verlage. Ich habe gemerkt, vielleicht ist auch das Handwerk nicht dazu da, um Marketing zu machen. Das möchte ich im Studium vertiefen, weil ich weiss, wie man ein Konzept erstellt und umsetzt. Ich möchte die Frage beantworten, wie ich ein Produkt zu den Leuten bringe und sie davon überzeuge. Darum möchte ich Digital Business Management an der Fachhochschule Graubünden studieren.

Du machst viel ehrenamtliche Arbeit, schreibst gute Noten und besuchst die BMS. Wie schaffst du das alles?

Zwei Sachen: Auf der einen Seite ist es Teamarbeit. Das meiste ist Teamarbeit. Bei “Book-Spread” waren wir vier Leute, beim Jugendrat sind wir fünf im Vorstand. Man kann viel abgeben. Beim Jugendrat stehe ich manchmal vorne, aber schlussendlich ist es Gemeinschaftsarbeit. Auf der anderen Seite gibt es das Paretoprinzip: 80% der Arbeit in 20% der Zeit. Ich mache das oft bei der Schule, aber beim Jugendrat geht es sehr gut. Ich organisiere die interregionale Jugendsession, eine Veranstaltung über zwei Tage. Ich bin flexibel und kann mich auf das konzentrieren, was am wichtigsten ist. Das hilft mir sehr.

Du studierst in Chur. Hast du auch Pläne, längere Zeit im Ausland zu verbringen?

Ja, voll. Es gibt zwei Regionen: die Schweiz, mit Städten wie Luzern und Bern, und den Norden, wie Stockholm und Dänemark. Langfristig sehe ich mich in Liechtenstein oder der Schweiz. Ich bin auf Europa fokussiert und möchte mich dort weiterentwickeln.

Wenn wir in die Zukunft schauen, nach deinem Studium: Möchtest du in die Politik von Liechtenstein einsteigen und dein Ehrenamt beruflich umsetzen?

Als Hauptberuf eher nicht. Politiker als Hauptberuf ist eine komische Sache. Ich könnte mir vorstellen, im Landtag zu sein. Die Chance ist hoch, wenn man sich aufstellen lässt. In Liechtenstein gibt es bessere Chancen, als in der Schweiz in den Nationalrat zu kommen. Das ist eine coole Sache, aber die Regierung könnte ich mir nicht vorstellen. Das ist eine grosse Führungsposition und ich fühle mich noch nicht fähig dazu.

Ich habe eine Umfrage, die ich allen Podcast-Gästen schicke. Die Aussage lautet “Liechtenstein ist mein Traumland”. Wie würdest du diese Aussage bewerten?

Ich habe mir drei Punkte überlegt: Erstens, Vaduz als Altstadt zu gestalten, wie die Berner Altstadt. Zweitens, mehr Badeseen zu haben. Drittens, ein Jugendparlament, das gewählt wird. Das würde mich sehr erfreuen. Allgemein, ich rede gut über Liechtenstein, aber manchmal motze ich auch. Ich würde mir wünschen, dass wir offener für neue Ideen sind und mehr Sachargumente in Diskussionen einbringen.

Danke vielmals für deine Antworten und dass du heute da gewesen bist. Es hat mich mega gefreut, dir zuzuhören und deine Sicht auf Liechtenstein aus politischer Sicht zu hören.

Gut, danke dir.

Ich möchte mich auch bei allen Zuhörern bedanken fürs Zuhören und vergesst nicht, uns auf Insta und Spotify zu folgen, damit ihr keine neue Episode verpasst. Tschüss miteinander und bis zum nächsten Mal.

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