Ein mutiger Schritt in die Grossstadt
Ich bin Noemi Chiaravalotti und komme aus Liechtenstein. Mit 20 Jahren entschied ich mich, nach Zürich zu ziehen und dort zu arbeiten. Schon vor meiner Lehre als Pharmaassistentin wusste ich, dass ich meine Heimat verlassen und neue Erfahrungen sammeln wollte. Die Gelegenheit ergab sich, als ich Laura kennenlernte, die in Zürich studierte. Sie suchte eine Mitbewohnerin, und ich nutzte die Chance, meinen Traum zu verwirklichen.
«Wenn ich es als Job machen könnte, dann würde ich einfach die ganze Zeit reisen.»
Noemi Chiaravalotti
Die ersten Schritte in Zürich
Der Anfang war nicht leicht. Ich musste viele organisatorische Dinge klären, wie die Anmeldung bei der Gemeinde und die Beantragung einer Bewilligung, um in der Schweiz wohnen zu dürfen. Zum Glück hatte ich Laura und ihre Mama, die mir dabei halfen. Es war eine aufregende und manchmal stressige Zeit, aber ich wusste, dass es sich lohnen würde.
Arbeit und Alltag in Zürich
Ich fand schnell einen Job in einer Apotheke und genoss es, in einer so lebendigen Stadt wie Zürich zu arbeiten. Jeden Morgen freute ich mich darauf, mit dem Tram zur Arbeit zu fahren. Die öffentlichen Verkehrsmittel und das Leben in der Stadt waren eine ganz neue Erfahrung für mich. Ich genoss die Anonymität und die vielen Möglichkeiten, die Zürich bot.
Zurück nach Liechtenstein
Nach einem Jahr in Zürich entschied ich mich, wieder nach Liechtenstein zurückzukehren. Laura zog mit ihrem Freund zusammen, und ich hatte meinen Freund und meine Familie in Liechtenstein vermisst. Die Zeit in Zürich hat mir gezeigt, dass es mehr gibt als nur Liechtenstein und dass ich auch in der Schweiz ein schönes Leben führen kann.
Ein Blick in die Zukunft
Mein Kapitel in Zürich ist vielleicht noch nicht ganz abgeschlossen. Es gibt noch viele Städte, die ich erkunden möchte. Doch für jetzt bin ich zurück in Liechtenstein und plane meine nächsten Schritte. Die Anonymität und das Leben in der Großstadt vermisse ich sehr, aber ich weiss, dass ich in meinen Zwanzigern noch viele Abenteuer erleben werde.



Das ganze Interview lesen
Hoi miteinander und herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von 25 unter 25. Heute dürfen wir Noemi Chiaravalotti vorstellen. Noemi ist 20 Jahre alt und arbeitet in einer Apotheke in Liechtenstein. Sie ist heute da, weil sie für ein Jahr nach Zürich gezogen ist und dort gearbeitet hat. Sie erzählt uns heute darüber, wie es ablief, und ich freue mich mega, dass du heute da bist.
Ich habe noch eine mega Freude. Danke vielmals. Wir tun gerade mit unserem Auflockerungsspiel anfangen. Du dürftest jetzt hier 3 Karten ziehen und sie mir übergeben. Die erste Frage, die ich habe, ist: Was würdest du gerne an dir ändern?
Ich glaube, vom Charakter her ein bisschen, dass ich nicht so direkt bin, wie ich es bin, weil ich glaube, viele Leute haben ein bisschen Mühe mit mir, und es steht mir ab und zu im Weg, wenn ich so direkt bin. Nicht böse, aber die Direktheit kommt halt oft böse rüber. Ich glaube, dort muss ich ein bisschen dran arbeiten.
Die zweite Frage, die ich habe, ist: Hast du schon mal jemanden verloren, der dir sehr nahe stand?
Ich weiss es nicht, weil ich froh bin, dass alle, die mir nahe stehen, noch da sind. Ich habe ein paar Leute im Leben verloren, aber die standen mir nicht allzu nahe, deshalb hat es mich nie allzu fest getroffen. Deshalb nein, eher nicht.
Und die letzte Frage, die ich habe, ist: Was wäre dein Traumjob, wenn Geld keine Rolle spielen würde?
Wir haben es gestern beim Spiel gehabt und alle haben gesagt, arbeitslos oder obdachlos, was überhaupt keinen Sinn macht. Ich glaube, wenn ich es als Job machen könnte, dann würde ich einfach die ganze Zeit reisen.
Okay, danke vielmals. Ich möchte jetzt gerade bei meinen Fragen weitermachen. Du hast ja die Lehre als Pharmaassistentin gemacht und nach der Lehre hast du dann dazu entschieden, weg von Liechtenstein zu ziehen. Wie ist diese Entscheidung zustande gekommen?
Entstanden ist sie eigentlich schon viel früher. Schon vor der Lehre habe ich immer das Gefühl gehabt, okay, das reicht nicht unbedingt für das, was ich mir wünsche. Ich habe das Lernen nicht unbedingt einfach gefunden. Ich glaube, niemand hat es einfach gefunden. Aber nach der Lehre wegzugehen, war schon immer mein Traum. Dann habe ich Laura kennenlernen dürfen. Sie hat in Zürich gewohnt, dort studiert und gesagt, sie würde gerne eine neue Mitbewohnerin haben. Ich habe die Chance genutzt und bin zu ihr eingezogen. Sie hat dort mit jemandem gewohnt, aber sie ist dann im Sommer 2022 ausgezogen, und ich bin im September 2022 eingezogen und habe bis Oktober 2023 dort gewohnt.
Was war der erste Schritt, nachdem die Entscheidung getroffen worden ist?
Ich glaube, ich habe mich zuerst einmal mit Laura informieren müssen. Sie hat ja schon dort gewohnt, und ich habe sie vor allem gefragt, was ich machen muss, was ich wissen muss, wie das Ganze funktioniert. Vieles habe ich mit ihr und ihrer Mama besprochen. Der Unterschied zwischen ihr und mir war, sie hat dort studiert und als Studentin gelebt, während ich dort gearbeitet habe. Normalerweise müsstest du als Ausländer in Zürich den Schweizerpass anfordern, weil ich Schweizerin bin. Aber ich habe den Schweizerpass nicht gewollt, weil ich die Steuern in Zürich hätte zahlen müssen. Das habe ich zum Glück nicht müssen, weil ich mich durchgeschlängelt habe und zum Ausländeramt gegangen bin und gesagt habe, ich bin Liechtensteinerin und will hier wohnen und die Steuern in Liechtenstein behalten. Die ersten Schritte waren vor allem bei der Gemeinde anmelden, dort abmelden und sagen, mein Hauptsitz ist in Liechtenstein. Ich wohne immer noch bei meiner Mama, aber dort halt als Wochenendaufenthalterin wegen dem Job.
Du hast gesagt, viele Informationen hast du von Laura bekommen, weil sie schon dort gewohnt hat. Hat es noch andere Quellen gegeben, wo du dir Informationen zusammengesammelt hast?
Ich bin mir nicht sicher. Ich hatte nicht so viele Leute im Umfeld, die das gemacht haben wegen der Arbeit. Ich habe viel aus dem Internet gehabt oder während ich dort gearbeitet habe. Ich glaube, ich habe schon im September dort gewohnt, aber mich erst im Oktober oder November angemeldet, weil es niemand merkt und niemand kontrolliert. Mein Name stand nicht an der Klingel. Es war nicht so stressig, dass du es so stressig nehmen kannst. Deshalb habe ich viel Zeit gehabt, alles genau anzuschauen, egal ob ich schon dort wohne oder nicht. Aber das Internet hat mir sehr geholfen. Das meiste kam von Laura oder ihrer Mama.
Was hast du dort alles abklären müssen?
Ich muss überlegen. Beim Ausländeramt musste ich eine Bewilligung holen, dass ich in der Schweiz wohnen darf. Ich musste eine Wohnsitzbestätigung von der Gemeinde haben, dass die Leute wissen, wo ich wohne. Ich musste einen Strafregisterauszug holen für die Wohnung, damit ich keine Vorstrafen habe. Es musst du immer, wenn du in eine Wohnung einziehst, eine Kaution zahlen. Was habe ich noch gebraucht? Die Bewerbung natürlich, aber das hat nichts mit der Wohnung zu tun. Für die Wohnung fällt mir jetzt gerade nichts mehr ein. Das Wichtigste war eher der Strafregisterauszug und die Bewilligung, dass ich dort wohnen darf und da immer noch gemeldet bin.
Wie ist es mit dem Arbeiten abgelaufen? Dort hast du dich einfach bewerben können und arbeiten dürfen in der Schweiz? Wie läuft das ab?
Ja, das ist ganz normal. Ich glaube, es arbeiten mehr Schweizer in Liechtenstein, weil es mehr Feiertage gibt. Umgekehrt vielleicht eher weniger. Am Anfang haben viele gedacht, was will die Liechtensteinerin hier in Zürich arbeiten, weil viele nicht gecheckt haben, dass ich nach Zürich gezogen bin. Ich musste immer erklären, ab dann und dann wohne ich in Zürich, deshalb brauche ich einen Job in Zürich. Ich habe meine Bewerbungen von der Lehrzeit umgeschrieben und gesagt, ab dann und dann brauche ich in Zürich einen Job. Dann bin ich für die Vorstellungsgespräche nach Zürich gefahren. Das grösste Kriterium war, wie lange ich von zu Hause zur Arbeit brauche. Ich habe ein paar Vorstellungsgespräche und Zusagen gehabt, weil der Job gefragt ist. Das Wichtigste war dann, dass der Weg nicht zu weit ist. Aber es ist auf jeden Fall ganz einfach gegangen, weil ich glaube, es gibt genug Arbeitgeber und zu wenig Arbeitnehmer.
Du hast vorher die Steuern kurz angesprochen. Kannst du noch ein bisschen genauer erzählen, wie das abgelaufen ist?
In Liechtenstein zahlt man weniger Steuern als überall sonst. Es ist ein Vorteil, wenn du da die Steuern zahlen kannst. Es ist ähnlich, wie als Ausländerin in der Schweiz zu wohnen, wie im Liechtenstein zu wohnen. Bei uns bekommst du einen Lohnauszug, und die Steuern werden jeden Monat abgezogen. Ende Jahr bekommst du etwas zurück, wenn du die Steuererklärung ausgefüllt hast. Es ist gleich, wenn du als Liechtensteiner oder Ausländerin in der Schweiz wohnst. Die Quellensteuer wird monatlich abgezogen, was etwa 260 Franken im Monat sind. Mit allen Abzügen wie Pensionskasse, AHV und alles Mögliche, habe ich etwa 800 oder 900 Franken Abzüge gehabt. Mein Lohn war deshalb ein bisschen kleiner als gewünscht, aber es war okay. Ich konnte genug leben in Zürich. Es war sehr ähnlich wie in Liechtenstein, was ich auch froh war, weil es jeden Monat abgezogen wurde.
Wie hat dir das Wohnen in Zürich gefallen?
Sehr schön, ich habe es sehr genossen. Wir hatten eine super gelegene Wohnung, eine Bushaltestelle ausserhalb der Stadt, 20 Minuten zum HB und 20 Minuten zur Arbeit. Ich liebe Tramfahren. Es ist das, was ich am meisten vermisse, am Morgen ins Tram zu sitzen und nach Zürich zu fahren. Das war mein Highlight des Tages. Ich vermisse es auf jeden Fall, weil es etwas anderes ist. Das ÖV-Fahren ist dort ganz anders als hier. Ich würde hier im Liechtenstein nie mehr in einen Bus sitzen. In Zürich macht es einfach jeder. Wir hatten eine super gelegene Wohnung an der Limmat. Wenn du 5 Minuten nach Hause gelaufen bist, warst du an der Limmat, wo im Sommer alle mit dem Boot nach Hause gefahren sind. Die Leute sind teils sehr verschlossen oder offen. Es war weniger schwierig, neue Leute kennenzulernen, als hier im Liechtenstein. In Zürich anonym zu sein, war auch sehr cool. Du bist in dieser Stadt und wenn du nicht beachtet werden willst, wirst du nicht beachtet. Wenn du mit jemandem reden willst, kannst du mit jemandem reden. Es war einfacher, Leute kennenzulernen oder schwieriger, weil du anonym warst.
Würdest du sagen, es ist schwieriger, wenn man mit dem Job in eine neue Stadt zieht, Leute kennenzulernen, als zum Beispiel im Studium oder in der Schule?
Auf jeden Fall. Ich glaube, ich habe es schwieriger gehabt, neue Leute kennenzulernen, weil ich keinen Kontakt zu Studenten hatte. Beim Job sind die Leute nicht in deinem Alter. Das Team habe ich zur Hälfte gekannt, aber es waren vielleicht zwei in meinem Alter, nicht 20, wie wenn du studierst. Es ist schwieriger, im Arbeitsleben zu
connecten. Wir waren eine kleine Apotheke, mehr als vier Leute am Tag waren wir nicht. Es war schwierig.
Du bist mittlerweile wieder in Liechtenstein am Wohnen. Wieso?
In erster Linie, weil Laura mit ihrem Freund zusammenziehen wollte. Das war ein Thema. Dann ist es ins Rollen gekommen. Sie ist mit dem Studium fertig gewesen. Ich hatte sowieso meinen Freund hier und habe mich gefreut, wieder da zu sein. Die Kollegen habe ich ja nicht verloren, weil ich in Zürich war. Ich habe sie ab und zu gesehen und natürlich auch vermisst. Es macht einen riesigen Unterschied in Zürich, wenn du weniger Leute im Umfeld hast. Hier im Liechtenstein bist du jeden Abend irgendwo unterwegs.
Was nimmst du aus dieser Zeit in Zürich mit?
Mehr gibt es als nur Liechtenstein. Es gibt mehr Leute als nur in Liechtenstein. Du kannst es auch schön haben in der Schweiz. Ich hätte nicht so weit weg gemusst, um es schön zu haben. Wäre ich nicht ausgezogen, würde ich jetzt vielleicht noch zu Hause wohnen. Ich weiss es nicht, aber ich denke schon. Ich wäre nicht zur Mama zurückgezogen, weil, wenn du einmal unabhängig gelebt hast und selber entscheiden kannst, ist es anders. Bei meiner besten Kollegin zu wohnen, war wunderschön. Ich wohne jetzt wieder unabhängig im Liechtenstein.
Ist das Kapitel Zürich noch nicht ganz abgeschlossen? Wie schauen deine Pläne für die Zukunft aus?
Das Thema Zürich ist vielleicht noch nicht ganz abgeschlossen. Es gibt sicher andere Städte, wo ich gerne wohnen würde, vielleicht näher am Meer, vielleicht weiter weg. Die Pläne für die Zukunft sind, genug Geld zu verdienen, damit ich so schnell wie möglich weg kann. Nicht mehr lange hier wohnen. Vielleicht zuerst wieder Zürich und dann weiter, aber lange bin ich nicht mehr im Liechtenstein. Was mir am meisten fehlt, ist die Anonymität von Zürich, das machen, was du willst, und nicht jeder redet darüber. Es ist ein Punkt, der mich am Land stört. Du kannst nicht irgendwohin gehen, ohne dass jemand darüber spricht. Die Anonymität strebe ich sehr an. Es ist ein Privileg, hier wohnen zu dürfen. Wenn ich jemals Kinder habe, werde ich zurückkommen. Aber in meinen Zwanzigern muss ich anders leben.
Ja, den Horizont erweitern, da bin ich auch deiner Meinung. Danke vielmals, dass du hier gewesen bist und uns von deiner Zeit in Zürich erzählt hast. Ich hoffe, wir konnten dem einen oder anderen Zuhörer weiterhelfen, der das Gleiche überlegt. Danke vielmals, dass du da gewesen bist.
Danke dir vielmals. Ich möchte mich auch bei allen Zuhörern recht herzlich fürs Zuhören bedanken und freue mich schon riesig auf den nächsten Podcast. Tschüss und bis zum nächsten Mal.