Sabrina Gabathuler aus Trübbach war ein Jahr als Au-pair in der Nähe von Philadelphia. Die 21-Jährige berichtet von ihren Erfahrungen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten.
Warum wolltest du ins Ausland?
Nach meiner Lehre und einem Jahr Arbeit wusste ich nicht, wie ich meine Zukunft planen sollte. Der Zeitpunkt schien perfekt, um ins Ausland zu gehen. Amerika war schon immer ein Kindheitstraum von mir.
Wie hast du eine Au-pair-Stelle bekommen?
Ich suchte im Internet und wandte mich an Education First (EF), da ich mit ihnen schon einmal einen Sprachaufenthalt gemacht hatte. Da man als Au-pair auch etwas verdienen kann, entschied ich mich für diesen Weg.
Anfangs fiel es mir schwer, die passenden Worte zu finden, aber mit der Zeit wurde es einfacher.
Wie sahen die Vorbereitungen aus?
Ich traf mich mit der Koordinatorin von EF, füllte Bewerbungsunterlagen aus und gab Referenzen an. Die Gastfamilien wählen ihre Au-pairs basierend auf diesen Unterlagen. Wenn eine Familie interessiert ist, rufen sie an, und man entscheidet dann selbst, ob man dort arbeiten möchte. In den USA kann man die Familie wechseln, falls es Probleme gibt. Ich hatte Glück und blieb die ganze Zeit bei derselben Familie.
Wie hoch sind die ungefähren Kosten?
Insgesamt zahlte ich 1000 Euro an EF, was eine Versicherung und eine Bearbeitungsgebühr beinhaltete. Die Kaution erhielt ich zurück, da ich meine Aufgaben zufriedenstellend erfüllte. Dazu kamen die Reisekosten, die je nach Flug variieren.
Was hast du vor Ort gemacht?
Zuerst nahm ich an einem einwöchigen Einführungskurs in New York teil, wo wir viel über Kindererziehung und das Leben als Au-pair lernten. Danach betreute ich drei Jungs: zwei gingen zur Schule, der jüngste war zwei Jahre alt. Morgens war ich mit ihm unterwegs, während er nachmittags schlief. Nachmittags kamen die anderen Jungs nach Hause, und wir spielten, bis die Eltern von der Arbeit kamen.
Wo und wie hast du gewohnt?
Die Familie lebte in einem grossen Haus mit einem weitläufigen Garten. Ich hatte ein eigenes Zimmer im Erdgeschoss.
Wie viel hast du verdient?
Ich verdiente etwa 145 Franken pro Woche, was ab Juli 2008 auf 170 Franken erhöht wurde. Da ich keine Kosten für Unterkunft oder Verpflegung hatte, reichte mir das Geld gut.
Wie erging es dir mit der Sprache?
Anfangs fiel es mir schwer, die passenden Worte zu finden, aber mit der Zeit wurde es einfacher. Gegen Ende meines Aufenthaltes musste ich teilweise nach deutschen Ausdrücken suchen, als ich wieder nach Hause kam.
Wie sah deine Freizeit aus?
An den Wochenenden hatte ich frei und unternahm viel mit Freunden. Oft reisten wir nach New York oder gingen im Sommer an den Strand. Auch unter der Woche war ich oft unterwegs, da ich den ganzen Tag im Haus arbeitete.
Hast du Freunde gefunden?
Ja, ich fand viele Freunde, sowohl Au-pairs als auch Amerikaner. Jeden Freitag besuchte ich eine Bibelgruppe, wo wir uns über Texte unterhielten und miteinander plauderten.
Mit welchen Erwartungen bist du ins Ausland gegangen?
Ich wollte herausfinden, was ich in Zukunft machen möchte, und hatte keine grossen Erwartungen an Amerika. Bezüglich meiner Zukunftspläne hat sich einiges geklärt: Ich beginne im September ein Wirtschaftsstudium und bin überzeugt, dass das das Richtige für mich ist.
Hattest du auch schlechte Erfahrungen?
Die Beziehung zu meiner Gastmutter war nicht immer einfach, es gab Höhen und Tiefen. Wenn es kriselte, wollte ich manchmal einfach weg. Zum Glück hatte ich Leute, mit denen ich reden konnte. Heimweh hatte ich nie.
Inwiefern hat dich deine Auslandserfahrung verändert?
Die Verantwortung für drei Kinder hat mich reifer und verantwortungsbewusster gemacht. Ich bin auch toleranter geworden und weiss jetzt, wie ich mein Leben gestalten möchte.
Was hat dir die Erfahrung für die Zukunft gebracht?
Ich habe mein Englisch stark verbessert und fühle mich nun sicher in Wort und Schrift. Zudem habe ich gelernt, dass ich später eine Familie haben möchte.
Was ist typisch für die USA?
Fast Food und die Tatsache, dass die Amerikaner oft das Auto nutzen, auch für kurze Strecken. Sie sind vielleicht nicht so dick, wie man denkt, aber sie sind oft eher bequem. Amerikaner haben oft keine Ahnung von Europa, möchten aber alle irgendwann dorthin reisen.
Was hat dich überrascht?
Die grossen Entfernungen – Tagesausflüge mit fünf Stunden Autofahrt sind normal. Auch das Wetter überraschte mich: Im Sommer ist es sehr heiss und feucht, sodass man oft drinnen bleiben muss.
Hast du Tipps für junge Leute, die ins Ausland gehen möchten?
Macht es einfach! Aber wer anfällig für Heimweh ist, sollte es sich gut überlegen. Ich kannte Au-pairs, die ihren Aufenthalt nach zwei bis drei Monaten abgebrochen haben.
Hat deine Auslandserfahrung dir Lust auf weitere Reisen gemacht?
Ja, ich möchte in Zukunft noch mehr reisen und die Welt entdecken. Auch Kurztrips übers Wochenende plane ich vermehrt.