Student for a day an der ETH Zürich

Im Oktober durfte ich einen Tag als Student an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich verbringen. Wie meine Erfahrungen waren und wie ihr das auch machen könnt, erfahrt ihr in diesem Artikel.

aha-Jugendreporter Severin

Über meine Physik-Lehrerin erfuhr ich vom Angebot, dass man an der ETH kostenlos einen Tag lang mit einem frischen Studenten aus dem ersten Semester die Uni besuchen kann. Besuchen bedeutet in diesem Falle nicht nur „anschauen“, sondern wirklich mitmachen. Gemeinsam mit dem Studenten besucht man die Vorlesungen, bezwingt die Übungsstunden und ein Mittagessen in der Mensa darf natürlich auch nicht fehlen. Es ist ein tolles und eindrucksvolles Angebot von dem leider nur wenige erfahren.

Mein Tag an der Uni

Frühmorgens fuhr ich mit dem Zug nach Zürich, um mich dort mit Fabian am Bahnhof zu treffen. Ich musste im Voraus bekannt geben, für welchen Studiengang ich mich interessiere und per Zufallsprinzip wurde mir ein Student zugeteilt. Fabian studiert seit September Maschinenbau und hat zuvor seinen Militärdienst absolviert. Um 8 Uhr begann die erste Vorlesung in Analysis. Analysis ist ein grosses Teilgebiet der Mathematik. Grob gesagt geht es um die Lehre von den Funktionen. In meiner Vorlesung ging es gerade um Extrempunkte von Funktionen. Erstaunlicherweise konnte ich dem Thema relativ gut folgen, da wir es schon im Unterricht behandelt haben (aber natürlich in einfacherer Form). Für mich war das eine kleine Erleichterung, da ich vorher immer dachte, dass der Stoff an der ETH unmöglich ist. Jetzt habe ich gemerkt, dass man alles noch einmal durcharbeitet. Nur das Tempo ist viel schneller!

Zweistündige Vorlesung

Anschliessend begann die nächste zweistündige Vorlesung. Diesmal in Informatik. Hier wurde es schon etwas komplizierter und alles ging viel zu schnell. Aber die Grundidee war auch in diesem Fall verständlich. Da der eigentliche Hörsaal schon voll war, sind wir in einen Übertragungsraum gegangen. Die Übertragungsräume sind kleiner als die normalen Hörsäle und die Vorlesung wird nur per Video auf eine Leinwand gestreamt. Bis dahin wusste ich nicht, dass es so etwas überhaupt gibt. Grundsätzlich kann man sich als Student die meisten Vorlesungen auch von zu Hause aus anschauen, wenn man möchte. Fabian meint, dass es sich bei manchen Professoren auf jeden Fall lohnt, in die Vorlesung zu kommen, bei anderen hingegen gar nicht. Er meint aber, dass man das in den ersten Wochen sehr schnell herausfindet.

Nach dem Mittagessen in der Mensa der ETH, die übrigens sehr preiswert und gut ist, wechselten wir das Gebäude für eine längere Übungsstunde im Fach „Material Selection and Engineering Design“. Wie der Name schon sagt, geht es in diesem Fach darum, technische Objekte oder Prototypen zu entwerfen und die richtigen Materialien dafür auszuwählen. Da das Semester erst vor wenigen Wochen begonnen hatte, beschäftigten sich die Studierenden noch mit den Grundlagen eines CAD-Programms. CAD steht für „Computer Aided Design“ und dient dazu, Pläne für technische Objekte am Computer zu zeichnen. Auch wenn ich hier nicht wirklich mitmachen konnte, war der Einblick in die Übungsstunde trotzdem sehr spannend.

Vorteile

Ich denke, dass diese Art von „Studienbesuchstag“ viel aufschlussreicher ist als der herkömmliche Besuchstag. Das liegt daran, dass die Universitäten bei ihren Besuchstagen vor allem die tollen Seiten des Studiums an ihrer Schule hervorheben. Das Maschinenbaustudium an der ETH wird zum Beispiel so dargestellt, dass alle Studierenden dort nur tolle Roboter bauen und andere verrückte Ideen umsetzen. In Wirklichkeit besteht das Studium an der ETH aber natürlich auch aus viel Theorie und vor allem Mathematik. Durch ein Projekt wie „Student for a day“ bekommt man einen ungeschönten und realen Einblick in den Studienalltag und kann besser entscheiden, ob das Studium wirklich zu einem passt. Nebenbei kann man den begleitenden Studierenden über das Studium ausfragen, so dass keine Frage unbeantwortet bleibt. Vielleicht bekommt man auch schon erste Tipps, zum Beispiel zur Wohnungssuche oder zur Prüfungsvorbereitung. Ich motiviere also wirklich jeden, der sich für einen Studiengang interessiert, zu prüfen, ob es diese Möglichkeit auch für ihn oder sie gibt. Der Einblick hat mir bei meiner Entscheidungsfindung sehr geholfen und man kann so auch frühzeitig erkennen, wenn ein Studiengang nicht das ist, was man sich vorgestellt hat.

Fazit

Der Tag an der ETH hat mir gezeigt, dass das Maschinenbaustudium im Grunde genommen so ist, wie ich es mir vorgestellt habe. Es ist zwar sehr theoretisch, aber das finde ich persönlich nicht schlecht. Ich interessiere mich für Theorie und auch für Mathematik. Der Austausch mit Fabian hat mir auch gezeigt, dass das Studium zwar sehr hart, aber mit genügend Motivation machbar ist. Besonders gut hat mir das Fach “Engineering Design And Material Selection” gefallen, weil man hier beim Konstruieren wirklich auch den praktischen Bezug zum Thema hat. Für mich ist das die richtige Balance und deshalb möchte ich es auf jeden Fall versuchen!

Wie melde ich mich an?

Für die ETH kann man sich über den folgenden Link anmelden:

https://amiv.ethz.ch/en/studies/student-for-a-day

Das Programm wird auch an anderen Universitäten angeboten, beispielsweise an der Universität Liechtenstein oder der OST in Buchs. Leider ist das Angebot manchmal schwer zu finden. Deshalb empfehle ich, die Webseite deiner Universität gründlich zu durchsuchen. Solltest du trotzdem keine Informationen finden, könntest du der Universität eine E-Mail schreiben und gezielt nachfragen, ob so etwas möglich ist. Eine weitere Möglichkeit wäre, mit einem Verwandten oder Freund mitzugehen, der genau das studiert, was dich interessiert. Mit etwas Recherche und Kreativität findet man fast immer eine passende Lösung!

Quellen

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Severin

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