Vladislava’s ESK-Erfahrung in Liechtenstein
Hallo zusammen, mein Name ist Vladislava Stamenkovic und ich bin 25 Jahre alt. Ursprünglich komme ich aus Serbien. Zehn Monate leistete ich meinen Freiwilligendienst im Rahmen des Europäischen Solidaritätskorps (ESK) hier in Liechtenstein. Schon immer wollte ich neue Erfahrungen sammeln und mich weiterentwickeln, und dieser Dienst bietet mir genau diese Gelegenheit.
Eine der grössten Herausforderungen hier war definitiv die Sprache. Obwohl ich schon vorher Deutsch gelernt habe, war der Dialekt hier anfangs schwer zu verstehen. Trotzdem bin ich stolz auf meine Fortschritte und lerne jeden Tag dazu. Die Menschen hier sind unglaublich freundlich und hilfsbereit, was mir sehr geholfen hat, mich schnell einzugewöhnen.
Ein Kulturschock war für mich der Funka – so etwas hatte ich in Serbien noch nie gesehen! Aber auch die Ruhe und die hohen Preise hier waren gewöhnungsbedürftig. In Serbien ist alles etwas lauter und lebendiger, und das Essen vermisse ich auch sehr.
Trotzdem geniesse ich die Zeit hier. Die Natur ist wunderschön und gibt mir die Ruhe, die ich nach meinem intensiven Jurastudium brauche. Apropos Studium: Mein Ziel ist es, mein Jurastudium abzuschliessen und eine Stelle im Bereich Menschenrechte zu finden. Dafür muss ich auch meine Deutschprüfung bestehen, was eine meiner grössten Herausforderungen und gleichzeitig Ziele hier ist.
Ich hoffe, meine Geschichte inspiriert euch, auch mutig neue Wege zu gehen und die Welt zu entdecken. Wenn ihr mehr über den ESK erfahren möchtet, schaut doch mal auf der aha-Seite vorbei oder meldet euch bei Samantha. Bis bald!
Das Interview
Hier kannst du das ganze Interview nachlesen.
Hoi miteinander und herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von «25 unter 25». Heute ist Vladislava Stamenkovic bei mir. Vladislava ist 24 Jahre alt und kommt aus Serbien. Wir werden die heutige Episode auf Hochdeutsch führen, weil Vladislava erst seit vier Monaten hier in Liechtenstein ist und, wie es wahrscheinlich bei vielen ist, die Deutsch lernen, unser Dialekt nicht sehr einfach ist. Darum auf Hochdeutsch. Sie macht momentan bei uns einen Freiwilligendienst im aha. Ja, herzlich willkommen, Vladislava. Ich freue mich, dass du hier bist.
Dankeschön.
Also, wir spielen ein kleines Fragenspiel zur Auflockerung. Du darfst jetzt gerne hier nacheinander drei Karten ziehen, sie kurz vorlesen und dann beantworten. Okay. Also, die erste Frage ist: Bist du nachtragend, also dass du nach einem Streit, wenn sich zum Beispiel jemand entschuldigt, dass du immer noch so bist: „Das hat mir nicht ausgereicht“?
Ja, manchmal. Es hängt von der Person ab, aber manchmal bin ich zufrieden. Ja, eigentlich.
Zweite Frage: Hast du schon mal ein Geheimnis ausgeplaudert, ein Geheimnis irgendjemand anderem erzählt, dem du es vielleicht nicht erzählen solltest?
Ich denke nicht. Ich kann leider nicht 100% sagen, ob ich das gemacht habe oder nicht, aber ich denke nicht.
Mit wem aus deiner Familie hast du das beste Verhältnis?
Mit meiner Mutter natürlich.
Okay, wir starten dann auch direkt in die Interviewfragen, und ich möchte dich als erstes fragen: Wieso oder wie bist du auf die Idee gekommen, in Liechtenstein den ESK zu machen? Für alle, die es nicht wissen, ESK heisst Europäisches Solidaritätskorps oder eben der Freiwilligendienst, den Vladislava macht. Wieso Liechtenstein?
Ja, eigentlich hat meine Kollegin aus Serbien auch den ESK, aber in Rumänien, gemacht. Dort hat sie ein Jahr verbracht, und dann habe ich mich entschieden, mich auch zu bewerben. Ja, ich habe Liechtenstein ausgewählt. Also, ich habe das als eine Option gesehen, und ich habe gedacht, also ich habe mich nur gefragt, wann, wenn nicht jetzt, kann ich dorthin gehen, und so ist es also passiert.
Okay. Wie kommt es, dass du so gut Deutsch kannst? Wo hast du das gelernt? Weil dafür, dass du eigentlich erst seit vier Monaten hier bist, kannst du sehr gut Deutsch.
Ja, eigentlich habe ich es einige Jahre in der Schule gelernt, und ich habe auch in einem Callcenter für Onlinebanking für deutsche Marken gearbeitet, und eigentlich lerne ich die Sprache immer noch. Es ist wirklich sehr schwierig, aber ja, ich schaffe es eigentlich.
Ja, das muss ich auf jeden Fall auch sagen. Also, es ist wirklich bewundernswert, wie gut du Deutsch kannst. Das ist eigentlich die dritte Sprache oder halt ja, die dritte Sprache, die du kannst. Was kannst du sonst noch sprechen?
Okay, Serbisch als Muttersprache. Englisch kann ich schon, Deutsch, Spanisch kann ich auch, und Türkisch, also Türkisch kann ich schon verstehen.
Ja, sehr cool. Sehr cool. Du bist jetzt seit vier Monaten hier in Liechtenstein. Was fasziniert dich so an unserer Kultur oder hattest du irgendwelche Kulturschocks, seitdem du hier bist?
Ja, natürlich. Also, für mich war der Fasnacht und das Funkenfeuer ein Kulturschock. Das würde ich allen Leuten empfehlen, die Liechtenstein besuchen wollen. Ja, Funkenfeuer. Das habe ich noch nie in meinem Leben gesehen, und es war eigentlich wirklich interessant.
Habt ihr denn überhaupt nicht so was in Serbien, also so Fasnacht, oder feiert ihr das irgendwie anders, oder gibt es das gar nicht?
Nein, eigentlich haben wir das leider nicht. Ich kann mich nicht jetzt erinnern, aber nein, also Karneval und die Sachen machen wir nicht.
Okay, interessant. Dann ist es natürlich auch klar, dass es für dich ein Kulturschock war. Gibt es Dinge, die wir in Liechtenstein nicht haben, die du in Serbien vermisst?
Ja, schon. Also am meisten vermisse ich meine Eltern und meine Schwester, natürlich Freunde und Kollegen. Ich habe auch einen Hund zu Hause. Ja, ich vermisse ihn auch. Und ich muss auch sagen, ich vermisse das Essen. Also, ich esse gern Fleisch, und in Serbien haben wir wirklich etwas Besonderes, was das Essen betrifft. Ja, noch eine Sache ist vielleicht das Nachtleben, das in Liechtenstein ein bisschen schwierig ist.
Ja, das kann ich verstehen. Da hat auch jeder Liechtensteiner ein bisschen ein Problem damit, dass hier im Liechtenstein für die junge Generation leider nicht so viel da ist. Hast du schon Pläne, wie es für dich nach dem ESK weitergehen soll? Du bist ja noch bis August hier, also es wird dann sicher noch einiges geben, was du hier erledigen möchtest. Aber ja, wie soll es nach deinem ESK weitergehen?
Ja, es ist also ein bisschen schwierig zu sagen, weil ich viele Pläne habe, aber mein erstes Ziel ist, mein Jurastudium abzuschliessen. Ich muss auch meine Deutschprüfung bestehen, und ich möchte vielleicht eine Stelle im Bereich Menschenrechte finden.
Wie funktioniert das jetzt, also dein Studium? Hast du das jetzt pausiert oder konntest du einfach eine Auszeit nehmen?
Ja, ich mache eigentlich eine Pause, und die Entscheidung war nicht so schwer. Also einerseits weiss ich, dass ich das Studium abschliessen werde, und andererseits wollte ich mich auf eine andere Weise weiterentwickeln. Also, ich möchte meine Sprachfähigkeiten verbessern, und ja.
Was gefällt dir besonders an Liechtenstein, jetzt seitdem du hier bist?
Ich bin eigentlich jetzt in einer Pause, in der ich etwas Ruhe brauche, und Liechtenstein ist wirklich dafür perfekt. Die Natur auch, also wirklich freundliche Leute und vielleicht auch die geografische Lage von Liechtenstein. Also, es gibt mir eine Möglichkeit, viele Länder zu besuchen und mich zu bewegen.
Wie hast du die Entscheidung getroffen, genau jetzt ein ESK zu machen?
Ich denke, das ist etwas, das du nicht vergessen wirst, und du wirst das später im Leben jede Sekunde schätzen. Und ich denke, es ist eine Erfahrung des Lebens und ja, eine Gelegenheit sozusagen. Man hat die Möglichkeit, viel über sich selbst zu lernen, und damit meine ich, dass man herausfinden wird, dass man Dinge tun kann, von denen man nicht gedacht hätte, dass man sie kann.
Und wieso genau jetzt, so mitten im Jurastudium? War das ein bisschen zu viel, und du wolltest mal was anderes sehen, bevor du dann den Abschluss hast, oder was war der Grund, wieso genau mitten im Studium?
Ja, also eigentlich ist es nicht mitten im Studium. Ich bin im letzten Jahr und ja, ich habe noch ein paar Prüfungen, und ich habe nur gedacht, ich brauche eine Pause. Ich möchte etwas Neues über mich selbst herausfinden, und das war eine Gelegenheit, und ich habe das eigentlich akzeptiert und dann ja.
Hast du seit diesen vier Monaten gut Anschluss in Liechtenstein gefunden? Wie reagieren die anderen Personen hier im Land auf dich? Wenn man hört, dass du nicht von hier bist, hast du gefunden, es ist einfach für dich, Freunde zu finden und Freundschaften zu schliessen hier in Liechtenstein, oder würdest du sagen, dass die Liechtensteiner eher ein bisschen schwieriger sind, um Kontakte zu knüpfen?
Ja, also im Allgemeinen bin ich wirklich sehr kommunikativ, und ja, es fällt mir nicht schwer, Freunde zu finden, und ich habe das Gefühl, hier willkommen zu sein, und das macht mir wirklich Spass. Hier sind die Leute wirklich freundlich und hilfsbereit, und sie lassen mich hier fast wie zu Hause fühlen.
Okay, das ist schön zu hören. Hast du dich, bevor du hier nach Liechtenstein gekommen bist, extrem informiert, wie es hier ist, oder haben dich Sachen überrascht, seitdem du hier bist? Was hättest du lieber vorher gewusst, oder sagst du, dass du es so, wie du es gemacht hast, eigentlich perfekt war?
Ich habe eigentlich nie so viel gewusst. Also, ich habe gewusst, dass Liechtenstein ein sehr kleines Land ist. Ich habe nicht gewusst, dass hier alles so teuer ist. Also, die Preise sind wirklich hoch, und die Leute sind ständig am Arbeiten. Ja, also manchmal sind die Strassen so leer, und es ist wirklich ruhig, und das gibt mir ein seltsames Gefühl.
Ja, in Serbien wird das demnach komplett anders sein?
Das ist komplett anders. Also, die Mentalität ist dort etwas anders als hier.
Aber hast du, also hättest du das lieber früher gewusst oder, wie du vorhin gesagt hast, du wolltest mal so eine kleine Pause, das passt eigentlich gerade gut?
Ja, also ich habe schon gesagt, ich brauche ein bisschen Ruhe, und wirklich, das ist der richtige Platz.
Was steht noch so alles auf deiner Bucket List? Was möchtest du unbedingt noch in Liechtenstein oder in der Region ansehen, erleben? Was sind so unbedingt Ziele oder Events oder Veranstaltungen, die du unbedingt besuchen möchtest hier in Liechtenstein?
Zum Beispiel, also Bucket List. Ich möchte eigentlich mein Bestes geben und hier nachher so viel wie möglich beitragen, und ich möchte eigentlich, das mag ich und das mache ich gerne, ich möchte reisen, und ich bin wirklich dankbar, dass ich diese Möglichkeit habe. Und ja, also jetzt im März besuche ich Salzburg und Innsbruck und im April gehe ich nach Georgien und Bergen auch, und ja, es gibt mir wirklich ein gutes Gefühl.
Hast du auch persönliche Ziele, die du erreichen möchtest in dieser Zeit?
Ja, eigentlich muss ich mein Deutsch verbessern. Das ist das erste Ziel und Erinnerungen schaffen, an die ich mich immer erinnern werde. Ja, also ich mache das Beste daraus. Neue Dinge lernen und ja.
Okay, vielen lieben Dank, Vladislava, für deine interessanten Antworten. Das hat mir sehr Spass gemacht, diese Podcast-Episode mit dir aufzunehmen, und falls sich jemand von den Zuhörer auch für einen ESK interessiert, der kann sich einfach bei Samantha melden und sich bei ihr mehr Informationen holen. Und dann natürlich auch auf unserer Homepage steht so ziemlich alles. Dann möchte ich mich auch bei euch Zuhörer bedanken und bis zum nächsten Mal.
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Über mich
Ich bin Amy Kalberer und mache derzeit mein Praktikum im aha.