Manu Risch erzählt offen über Erfahrungen mit Alkoholsucht. Anfangs war der Konsum noch unter Kontrolle, doch mit der Zeit geriet Manu immer tiefer in die Abhängigkeit. Dies hatte grosse Auswirkungen auf das Leben – Freund:innen und Familie wandten sich von Manu ab, und irgendwann kam der Punkt, an dem es „knallte“ und bewusst wurde, dass sich etwas ändern musste.
Neben der Sucht spricht Manu auch über das Leben als non-binäre Person und die Herausforderungen, die damit verbunden sind.

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Teil 1 Alkoholsucht
Manu ist 35 Jahre alt und lebt in Eschen, Liechtenstein. Heute möchte Manu uns über die Risiken und Gefahren der Alkoholsucht aufklären und sensibilisieren.
Bereits mit 14 Jahren rutschte Manu in die Abhängigkeit. Anfangs schien alles noch unter Kontrolle, doch mit der Zeit geriet das Leben zunehmend aus den Fugen. Vor vier Jahren kam der endgültige Wendepunkt: Manu erkannte, dass eine Veränderung dringend nötig war – andernfalls war das eigene Überleben nicht mehr sicher.
Der Alltag bestand darin, vormittags zur Arbeit zu gehen und bereits mittags das erste Feierabendbier zu trinken. Bis zum Abend folgte ein stetiger Konsum. In Gesellschaft sogenannter Freund:innen auf der Bank verschwanden täglich zwei bis zweieinhalb Sechserpacks Bier. Wurde die Wirkung zu schwach, griff Manu zu Smirnoff. Der gesamte Lohn floss in Alkohol. Mit der Zeit distanzierten sich immer mehr Freund:innen. Manu war ständig betrunken, wusste oft nicht mehr, was gesagt oder getan wurde. Die Tage verbrachte Manu meist am Postplatz in Schaan – umgeben von anderen, die ebenfalls tranken. Konflikte mit dem Gesetz häuften sich, der soziale Absturz führte vom Mittelstand an den Rand der Gesellschaft.
Im November 2020 kam der entscheidende Moment: Nach einem Streit mit einem Freund liess Manu die Aggressionen an einer Betonmauer aus – mit der Vermutung, sich dabei einen Finger gebrochen zu haben. Der Weg führte ins Landesspital, wo ein Blutalkoholwert von 2,9 Promille festgestellt wurde. Selbst für Manu überraschend, da sich der Zustand noch „normal“ anfühlte. An diesem Tag durfte Manu das Krankenhaus nicht mehr verlassen.
Am nächsten Morgen kam eine Freundin ins Zimmer und stellte eine klare Wahl: „Entweder du machst so weiter und verlierst alles – oder du sagst bei der Visite hier im Krankenhaus, dass du Hilfe brauchst!“ In diesem Moment wurde Manu bewusst, dass wirklich alles auf dem Spiel stand. Die Entscheidung fiel: Manu ließ sich helfen.
Es folgte ein zweiwöchiger kalter Entzug im Landesspital, begleitet von medikamentöser Unterstützung.
Heute ist Manu trocken. Aber er kämpft mit Depressionen und sozialer Isolation. Die gesamte Haushaltsführung musste neu erlernt werden, doch dank der Unterstützung durch die Spitex gelingt dies Schritt für Schritt.
Teil 2 Queerness
Der zweite Teil von Manus Geschichte dreht sich um die eigene Queerness: Manu ist nicht-binär. Die Erkenntnis kam an einem Tag am Bahnhof in Schaan, als sowohl die schönsten Männer als auch die schönsten Frauen vorbeiliefen – ohne eine klare Präferenz zu verspüren. Später wurde klar, dass sich Manu im asexuellen Spektrum wiederfindet. Durch den Verein Flay konnte Manu weitere Facetten der queeren Community kennenlernen und sich tiefer mit der eigenen Identität auseinandersetzen.
Im Jahr 2021 folgte schliesslich die offizielle Namensänderung – als bewusster Abschluss mit der Vergangenheit, inklusive 15 Jahren Alkoholkonsum. Doch das Leben als nicht-binäre Person in Liechtenstein bleibt eine Herausforderung. Die Akzeptanz ist noch immer gering, und während Nachbarstaaten das dritte Geschlecht längst anerkennen, hinkt Liechtenstein hinterher.
Dennoch gibt es auch hier Anlaufstellen und Unterstützung für die queere Community. Manu betont, wie wichtig Aufklärung ist und fordert von der Regierung mehr Engagement in dieser Richtung. Es fehlt an zeitgemässer Information und Sichtbarkeit. Gleichzeitig zeigt Manu Verständnis, wenn Menschen anfangs die falschen Pronomen verwenden – es geht nicht um Perfektion, sondern darum, sich Mühe zu geben und Respekt zu zeigen. Offenheit und Unterstützung sind essenziell, aber Manu ist auch nachsichtig. Wer sich jedoch bewusst weigert, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, wird gemieden.
„Wenn jemand nicht verstehen will, dann wird diese Person es auch nie verstehen – und dann bringt es nichts“, sagt Manu. In solchen Momenten geht es darum, sich selbst zu schützen, lieber zu gehen, als Energie in Menschen zu investieren, die nicht bereit sind, zuzuhören.
Ein grosses Problem sieht Manu in der Queerness junger Menschen. Immer wieder hört Manu Geschichten von Betroffenen, die aus Angst ihre LGBTQ+-Pins vom Rucksack entfernen.
„Liebe Jugendliche, überlegt euch gut, was ihr tut! Wenn ihr eine Person mobbt oder ausgrenzt, dann macht ihr sie psychisch kaputt. Wollt ihr wirklich der Grund sein, dass eine junge Person wegen euch in eine Klinik muss?“
Gallerie
Manu Risch engagiert sich leidenschaftlich für Menschenrechte und setzt sich für echte Gleichberechtigung für alle ein. Hier bekommst du spannende Einblicke in Manus Leben und Wirken: